Die militärische Nabelschnur nach Russland

Rüstung. Syriens Streitkräfte sind russisch geprägt. In den Kriegen mit Israel erwiesen sie sich als sehr ineffektiv.

Wien/Wg. Ohne Russland bzw. die UdSSR wäre Syrien nichts: Auf diesen Satz lässt sich die jahrzehntelange militärische Abhängigkeit Syriens von Moskau reduzieren.

Nach Syriens Unabhängigkeit von Frankreich 1946 war das Militär meist französisch gerüstet, was sich spätestens 1956 durch den Militärpakt mit Russland änderte. Der Ostblock wurde Hauptwaffenlieferant, die Organisation der Truppe folgte Sowjetidealen. Seit den 90ern sind auch der Iran, China und Nordkorea Waffenquellen, speziell bei Boden-Boden- und Seezielraketen. Fast alle Waffen Syriens sind russisch: Die gut 5000 Kampfpanzer sind Typen wie T-80, T-72 und T-55, die 480 Jets sind von Mikojan-Gurewich oder Suchoi. Das Gros des Materials (bei schweren Waffen über 75 Prozent) ist aber veraltet. Das wiegt in Bürgerkriegen wenig, doch ist das Gerät wie in vielen arabischen Ländern mangels Wartung meist in schlechtem Zustand.

Seit 1971 betreibt Russland in Tartus eine heute relativ kleine Marinebasis; dort ankerten im Jänner demonstrativ der Träger „Admiral Kusnezow“ und ein Zerstörer, beide kreuzen im Mittelmeer. Zuletzt lieferte Moskau 36 Jak-130-Jets, Trainer bzw. leichte Jagdbomber.

Stärke derzeit unklar

Die Stärke der Streitkräfte ist derzeit unklar, da man Mobilisierungsgrad und Zahl der Deserteure nicht kennt; in Friedenszeiten hatte die Armee etwa 220.000, die Luftwaffe 60.000, die Flotte 4000 Mann. Trotz der Größe gilt Syriens Militär als ineffektiv: In den Kriegen mit Israel unterlag es auch, wenn es örtlich vielfach überlegen war, so wie 1973 am Golan im Jom-Kippur-Krieg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2012)

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