Dutzende Tote: Regime schießt wieder Raketen auf Homs

Dutzende Tote Regime bombardiert
Dutzende Tote Regime bombardiert(c) AP Symbolbild
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Das Blutvergießen in der syrischen Protest-Hochburg nimmt kein Ende. Soll der Bombenhagel eine Bodenoffensive der Regime-Truppen einleiten?

Mit militärischer Macht und Milizenterror versucht das Regime, den Willen der Aufständischen in Homs zu brechen. Die Protest-Hochburg Homs steht wieder schwer unter Beschuss. Bewohner sprachen gegenüber der BBC sogar vom bisher "schwersten Bombardement". Nach Angaben der Opposition wurden seit Mitternacht 47 Tote gezählt. In zwei Krankenhäusern von Homs seien insgesamt 18 Frühchen in Brutkästen ums Leben gekommen, weil der Strom abgeschaltet worden sei. Drei Familien seien zudem von Milizionären in ihren Häusern massakriert worden.

Ein Aktivist in der Stadt sagte der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, seit dem Morgengrauen sei der Beschuss "sehr intensiv". Geschossen werde unter anderem mit Raketen und Mörsergranaten. Mit dem Beschuss bereite die Armee offenbar eine Bodenoffensive vor, befürchten Bewohner.

Journalist starb, als er helfen wollte

Zuvor war bekannt geworden, dass ein freier Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) bei den Angriffen auf Homs in der Nacht auf Samstag ums Leben gekommen war. Dem Freund zufolge half der 24-Jährige während der Angriffe auf das Stadtviertel Khalidiya Verletzten, als er selbst getroffen wurde.

Russland und China blockieren im UN-Sicherheitsrat aber weiter eine Resolution, die das Vorgehen von Präsident Bashar al-Assad verurteilt. So betonte der russische Regierungschef Wladimir Putin am Mittwoch: "Das Volk muss selbst über sein Schicksal entscheiden", forderte Putin nach Angaben der Agentur Interfax. "Natürlich lehnen wir jede Gewalt ab, von welcher Seite auch immer, aber niemand sollte sich wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen", sagte Putin. Bereits am Dienstag hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow dem syrischen Machthaber bei einem Treffen in Damaskus den Rücken gestärkt. Assad habe ihm zugesichert, dass er die Gewalt im Land beenden wolle, sagte Lawrow.

Die Berichte von Mittwoch ergeben ein anderes Bild: Die syrischen Truppen gehen seit der Nacht auf Samstag mit massiver Gewalt gegen die Protestbewegung in Homs vor. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten starben dabei hunderte Menschen.

EU plant neue Sanktionen

Die Europäische Union bereitet eine neue Runde von Sanktionen gegen Syrien vor. Wie ein hochrangiger EU-Beamter am Mittwoch in Brüssel sagte, könnten die neuen Sanktionen bereits beim EU-Außenministerrat am 27. Februar beschlossen werden. Vorgesehen sei ein Einfrieren der Vermögenswerte der syrischen Zentralbank sowie ein EU-Importverbot für Phosphate und Edelmetalle wie Gold.

"Jeder ist bereit, mit verschärften Sanktionen gegen Syrien weiter zu machen", sagte der EU-Diplomat. Die Details müssten freilich noch ausgearbeitet werden. Ein Einfuhrverbot für Phosphate würde Syrien hart treffen, hieß es in diplomatischen Kreisen. Die EU beziehe nämlich rund 40 Prozent der syrischen Phosphat-Exporte. Die Sanktionen gegen die Zentralbank in Damaskus könnten nach dem Vorbild der jüngsten Strafmaßnahmen gegen den Iran ausgestaltet werden, sagte der Diplomat. Ziel dabei sei es, den Handel mit Syrien nicht ganz zu stoppen, da die Bevölkerung von den Sanktionen nicht erfasst werden sollte.

(Ag.)

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