US-Geheimdienstquellen vermuten, dass Terrorchef al-Zawahiri hinter blutigen Anschlägen steckt. Der ermutigt die Syrer in einem Video zum Kampf. Am Samstag sind erneut 30 Rebellen ums Leben gekommen.
Im Kampf gegen die Diktatur von Bashar al-Assad bekommen die syrischen Rebellen moralische und möglicherweise auch kämpferische Unterstützung vom Terrornetzwerk al-Qaida: In einem Internet-Video "Vorwärts, Löwen von Syrien" hat Terror-Chef Ayman al-Zawahiri die syrische Führung der Verbrechen gegen ihre Bürger beschuldigt und die Rebellen zum Kampf gegen das Regime aufgerufen. Gleichzeitig soll die Terrorgruppe für blutige Anschläge in der Hauptstadt Damaskus und in Aleppo verantwortlich sein, berichten amerikanische Geheimdienstquellen.
Die Anschläge sollen vom irakischen Zweig der al-Qaida ausgeführt und von Zawahiri in Auftrag gegeben worden sein, der auf diese Weise seinen Einfluss in Syrien festigen wolle, berichtete das US-Nachrichtenportal McClatchy. Diese Erkenntnisse scheinen die Darstellung Assads zu bestätigen, wonach "Terroristen" von außerhalb Syriens für die Anschläge mit zahlreichen Toten verantwortlich seien, schriebt die italienische Zeitung "Corriere della sera". Sollte sich diese These bewahrheiten, könnte dies auf eine äußerst gefährliche Entwicklung in Syrien hindeuten.
"Wir müssen das Regime loswerden"
Für eine weitere Verschärfung dürfte das acht Minuten lange Internet-Video sorgen, das am Samstag online gestellt und von dem auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierten US-Unternehmen SITE entdeckt wurde. Zawahiri appelliert darin an die Syrer: "Wenn wir Freiheit wollen, müssen wir dieses Regime loswerden." Sie sollen den westlichen oder arabischen Regierungen nicht vertrauen. Diese wollten nur eine von ihnen abhängige Regierung in Damaskus installieren. Außerdem ruft er alle Muslime in der Türkei, in Jordanien und dem Libanon dazu auf, die Rebellion gegen das "anti-islamische Regime" in Damaskus zu unterstützen.
30 Tote am Samstag, elf am Sonntag
Bei neuen Zusammenstößen zwischen Rebellen und der Armee sind am Sonntag landesweit elf Menschen getötet worden. Bereits am Samstag sind mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren zahlreiche Zivilisten, wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) mitteilte. Allein in der Protesthochburg Homs seien mindestens zehn Zivilisten getötet worden. Die Armee habe dort schwere Artillerie eingesetzt, wenn auch in abgeschwächter Form. Nach Angaben des Oppositionsaktivisten Hadi Abdallah plünderten Polizisten und Soldaten im wohlhabenden Viertel Inshaat in Homs "Computer, Fernseher, Haushaltsgeräte und sogar Decken".
Seit Beginn der Proteste gegen Präsident Bashar al-Assad im vergangenen März wurden nach UN-Schätzungen mehr als 6000 Menschen Opfer der Gewalt in Syrien. US-Berichten zufolge wollen auch immer mehr Mitglieder der Machtelite rund um Assad das Land verlassen. "Wir beginnen, eine Beschleunigung dieses Trends zu sehen", sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland.
Mit der Krise befasst sich am Sonntagnachmittag in Kairo auch die Arabische Liga. Dabei soll es um eine neue Beobachtermission gemeinsam mit den Vereinten Nationen. Die Liga war zuvor mit ihrem Ziel gescheitert, das Blutvergießen mit Hilfe der arabischen Beobachter zu beenden.
(Ag./Red.)