Terror: Bomben in Bangkok galten Israelis

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Die mutmaßlichen iranischen Attentäter hatten es offenbar auf israelische Diplomaten abgesehen. Teheran dementiert und gibt Israel die Schuld. Der Attentäter hatte ein Taxi in die Luft gesprengt

Bangkok. Herr Teerapol schaut fassungslos auf die Glasscherben in seinem Garten in Bangkoks Stadtteil Ekkamai. Der Mitarbeiter der Stadtwerke steht vor seinem Haus in der Pridi-Banomyong-Straße auf einer Leiter und repariert im Kabelgewirr eines Strommastes beschädigte Leitungen. Am Dienstagnachmittag hat ein flüchtiger Attentäter vor Herrn Teerapols Haus ein Taxi in die Luft gesprengt und den Fahrer dabei verletzt. Bauarbeiter gossen wenig später den etwa 30 Zentimeter tiefen Bombenkrater vor Herrn Teerapols Zufahrt mit Asphalt aus.

„Meine Frau war gerade ein Haus weiter und hat sich mit einer Nachbarin unterhalten, als sich die Explosion ereignet hat“, erzählt der Endvierziger. Dabei seien Fensterscheiben und Lampen zu Bruch gegangen. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier je passieren könnte“, fügt er hinzu. „Das hier ist doch keine wichtige Gegend.“

Holzhaus in Trümmern

Nur wenige hundert Meter von Herrn Teerapols Haus entfernt haben die bizarren Ereignisse ihren Ausgang genommen. In einer unauffälligen Sackgasse liegt ein kleines Holzhaus weitgehend in Trümmern. Vor wenigen Wochen haben es drei iranische Männer und eine Frau gemietet, berichteten lokale Medien. Das Haus diente offenbar als Versteck und zum Bau von Bomben. Dabei hat es vermutlich einen Unfall gegeben.

Gegen 14.20 Uhr gab es am Dienstag hier die erste Explosion. Unmittelbar danach haben zwei der Männer das Haus verlassen, berichteten Anwohner. Zehn Minuten später verließ ein dritter Mann das Gebäude. Als ihn ein Taxi nicht mitnehmen wollte, warf er einen Sprengsatz auf das Auto. Als die Polizei den Flüchtenden stellen wollte, versuchte der Mann offenbar, auch auf die Polizisten eine Bombe zu werfen. Diese detonierte jedoch direkt neben ihm.

Für den thailändischen Geheimdienst steht fest, dass die Iraner in ein Komplott gegen israelische Diplomaten in Bangkok verwickelt waren. Die Männer hätten beabsichtigt, eine Bombe an ein israelisches Diplomatenfahrzeug zu heften, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter am Mittwoch. „Es war ein Mörderteam.“

Der zweite mutmaßliche Attentäter wurde auf dem Flughafen festgenommen, als er gerade das Land verlassen wollte. Der dritte Mann soll in Malaysia festgenommen worden sein, hieß es Mittwochnachmittag. Von der Frau fehlt bis dato jede Spur. Die beiden in Thailand festgenommenen Männer sollen wegen versuchter Tötung und des Hervorrufens einer „illegalen Explosion an einem öffentlichen Ort“ angeklagt werden.

Wenig überraschend bestreitet das Regime in Teheran jede Verwicklung in die Vorfälle. Ein Sprecher des iranischen Außenamts gab stattdessen Israel die Schuld an den Explosionen und sicherte Thailand Zusammenarbeit zu, um den Fall aufzuklären. Die Tatsache, dass Bombenexperten in dem Unterschlupf der mutmaßlichen Attentäter C4-Plastiksprengstoff mit magnetischen Haftvorrichtungen gefunden haben, deutet allerdings stark auf einen Zusammenhang mit den Anschlägen auf israelische Diplomaten in Indien und Georgien Anfang der Woche hin. In Neu Delhi und Tiflis hatten die Attentäter die Sprengsätze mithilfe von Magneten an den Fahrzeugen ihrer Opfer fixiert.

Weitere Anschläge vereitelt

Aus israelischen Regierungskreisen hieß es am Mittwoch, dass es schon vor den Vorfällen in Indien, Georgien und Thailand mehrere versuchte Anschläge auf Israelis gegeben habe. Es sei nicht darüber berichtet worden, weil sie vereitelt werden konnten.

Israel sieht den Iran und die libanesische Hisbollah als Drahtzieher des Terrors – obwohl man offenbar von der amateurhaften Vorgangsweise der Möchtegern-Attentäter von Bangkok überrascht ist. Yitzhak Aharonovitch, Israels Minister für Innere Sicherheit, sagte dem israelischen Rundfunk: „Wir wissen, wer die Terroranschläge ausgeführt hat, und wer sie geschickt hat. Israel wird mit ihnen eine Rechnung begleichen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2012)

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