CDU-Politiker: "Nur Kandidat aller Parteien sinnvoll"

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Symbolbild(c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
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CDU-Politiker Gunther Krichbaum geht im Interview mit der "Presse" davon aus, dass die Einigung auf einen Nachfolgekandidaten für Christian Wulff in der Koalition sehr schnell gehen wird.

Die Presse: Innerhalb von weniger als zwei Jahren sind mit Horst Köhler und Christian Wulff zwei Bundespräsidenten zurückgetreten – ist das Amt dauerhaft beschädigt?

Gunther Krichbaum: Nein. Es war zwar richtig, dass Wulff nach der Einleitung des Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft Hannover nun die Konsequenzen gezogen hat. Aber er hat das Amt nicht beschädigt, hat er doch auch wertvolle Akzente wie die Integration von Migranten gesetzt.

Trotzdem – wäre es im Sinne eines größeren Rückhalts in der Bevölkerung nicht besser, den Bundespräsidenten vom Volk wählen zu lassen?

Es gibt für beide Wege gute Argumente. Aber gerade dadurch, dass wir den Präsidenten durch die Bundesversammlung und nicht allein aus der Mitte des Bundestages wählen, ist die Basis ohnehin eine breite. Aus der Sicht Deutschlands würde sich bei einer Wahl durch das Volk zudem das Gesicht des Amtes ändern, er wäre dann ein politischer Präsident.

War es ein Fehler der Kanzlerin, auch nach Aufkommen der Affäre noch so lange auf Wulff zu beharren?

Merkel hat Wulff lange den Rücken gestärkt, und das war richtig so. Man muss ja in der Politik auch eine gewisse Standfestigkeit haben. Andererseits verdient die jetzige Entscheidung Wulffs natürlich Respekt. Er möchte das Amt nicht durch monatelange Ermittlungen belastet sehen. Die Debatte um ihn als Person wäre während dieser Zeit ja sicher nicht versiegt. Nun ist es wichtig, dass wir zu einem baldigen Neuanfang finden.

Merkel will einen parteiübergreifenden Kandidaten vorschlagen . . .

Mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung ist nur ein Vorschlag sinnvoll, der auch von den übrigen Parteien mitgetragen werden kann. Von so einem Vorschlag gehe ich aus.

Als Nachfolgekandidaten werden etwa Wolfgang Schäuble und Norbert Lammert genannt.

Das sind respektable Persönlichkeiten, die sicher in der engeren Auswahl stehen – doch sie müssen auch erst mal wollen. In der Koalitionsrunde wird man sich jetzt schnell auf einen Vorschlag einigen, um dann umgehend die Gespräche mit den Oppositionsparteien zu suchen. Merkel weiß gut genug, dass sie einen Kandidaten präsentieren muss, der von allen getragen wird. Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt ein Interesse daran haben, die Dinge länger aufzuwühlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2012)

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