Syrien wird zum Aufmarschgebiet für Extremisten. Laut westlichen Geheimdiensten sind nicht nur al-Qaida-Terroristen, sondern auch libysche Extremisten im Einsatz. Anschläge trügen die Handschrift von al-Qaida.
Wien/Apa/Cu. Was der syrische Machthaber Bashar al-Assad seit Monaten behauptet und vom Westen oft als Propaganda abgetan wird, dürfte stimmen: Syrien wird zum Aufmarschgebiet für Extremisten. US-Geheimdienstchef James Clapper erklärte bei einer Anhörung vor dem Kongress, dass al-Qaida syrische Widerstandsgruppen unterwandert habe. Anschläge in Syrien trügen die Handschrift von al-Qaida. „Wir gehen davon aus, dass al-Qaida aus dem Irak seinen Einfluss nach Syrien ausbreitet“, erklärte James Clapper.
Nach Informationen der „Presse“ erhält die syrische Opposition auch Unterstützung aus Libyen. Rund 250 Kämpfer des Islamisten Abdelhakim Belhadj hätten vor ein paar Wochen vom türkisch-syrischen Grenzgebiet aus den Kampf gegen Assad aufgenommen. Sie würden immer wieder nach Syrien eindringen, berichten westliche Nachrichtendienste. Mittlerweile könnte die Kampfstärke auf bis zu 600 Mann angewachsen sein, heißt es.
Schmuggelte Belhadj Waffen?
Belhadj ist der Emir der „Libyschen Islamischen Kampftruppen“. Nach der Eroberung von Tripolis Ende August war er Kommandant des Militärrats in der libyschen Hauptstadt. Danach, so wird vermutet, soll der 45-jährige Extremist über Ägypten Waffen nach Syrien geschmuggelt haben.
Belhadj wurde von den USA als Terrorist gesucht. Er stand in Kontakt mit den afghanischen Taliban. Ende 2001 soll er in Pakistan verhaftet und an die US-Behörden übergeben worden sei, die ihn angeblich an Libyen auslieferten. 2004 wurde er auf dem Flughafen von Kuala Lumpur neuerlich verhaftet. Nach einem Aufenthalt in einem CIA-Gefängnis schickten ihn die Amerikaner wieder zurück nach Libyen, wo er die nächsten Jahre in einem Kerker gefoltert wurde. 2010 ließ ihn Gaddafis Regime im Zuge eines Entradikalisierungsprogramms frei. Beim Aufstand gegen Gaddafi griffen er und seine islamistischen Genossen zu den Waffen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2012)