Russen wollen von EADS kaufen

Russen wollen EADS kaufen
Russen wollen EADS kaufen(c) Dapd (Alexei Nikolsky/AP)
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Militär. Premier Wladimir Putin will erstmals Hubschrauber direkt von einem ausländischen Waffenproduzenten zukaufen lassen. Die erste Auftragstranche belaufe sich auf eine Summe von 6,06 Mrd. Rubel (154 Mio. Euro).

Moskau. Bei der geplanten Aufrüstung und Modernisierung seiner Streitkräfte verlässt sich Russland immer weniger auf eigenes Know-how und greift stattdessen zunehmend auf europäische Technik zurück. Ist man kürzlich mit Frankreich und Italien in Sachen Mistral-Hubschrauberträgern und Panzerfahrzeugen handelseins geworden, so winkt nun dem europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS ein Auftrag über 100 Mehrzweckhubschrauber. Darüber berichtete gestern die russische Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf Armeekreise. Die erste Auftragstranche (45 Hubschrauber), die im März ausgeschrieben wird, belaufe sich auf eine Summe von 6,06 Mrd. Rubel (154 Mio. Euro).

Es sei davon auszugehen, dass die EADS-Tochter Eurocopter zum Zug komme, erklärt auch Igor Korotschenko, Direktor des Moskauer Zentrums für Analysen zum internationalen Waffenhandel auf Anfrage der „Presse“: Offen freilich bleibe noch, ob die Europäer fertige Produkte liefern oder die Bauteile in einem Gemeinschaftsunternehmen mit den Russen montiert werden. Eurocopter wollte den Bericht nicht kommentieren. Das Vorhaben ist in jedem Fall insofern bemerkenswert, als die Russen erstmals Technik erwerben wollen, die auf dem internationalen Markt – etwa in Indien – mit russischen Produkten direkt konkurriere, betont der Rüstungsexperte Konstantin Makijenko.

In Russland selbst ist das Verteidigungsministerium mit den inländischen Erzeugnissen immer weniger zufrieden und deshalb in dieser Frage zuletzt auch wiederholt mit den Vertretern der Rüstungsindustrie in Konflikt geraten. Premier Wladimir Putin, der am Montag 580 Mrd. Euro Budgetausgaben zur Modernisierung der Armee für die kommenden zehn Jahren angekündigt hat, bemüht sich um einen Kompromiss. Er plädiert dafür, vereinzelt Technologie im Ausland dort zuzukaufen, wo eigenes Know-how fehle bzw. einen Entwicklungsschub brauche. Ein mögliches Modell sind Gemeinschaftsunternehmen, wie sie auch für den Kauf der Hubschrauberträger aus Italien und Frankreich gegründet worden sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2012)

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