"Israel wird nicht im Schatten der Vernichtung leben"

Iran-Atomstreit:
Iran-Atomstreit: "Israel wird nicht im Schatten der Vernichtung leben"(c) REUTERS (Joshua Roberts)
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Israels Ministerpräsident Netanyahu zweifelt an einer friedlichen Lösung im Atomstreit mit dem Iran. US-Präsident Obama betont, es gebe immer noch ein Fenster für eine diplomatische Lösung.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bezweifelt, dass im Streit um das iranische Atomprogramm noch eine friedliche Lösung möglich ist. Bisher hätten weder Diplomatie noch Sanktionen Wirkung gezeigt, sagte Netanyahu in Washington: "Niemand von uns kann es sich leisten, viel länger zu warten".

In einer Rede vor der proisraelischen Lobby-Organisation AIPAC stellte Netanyahu klar, dass sich Israel das Recht auf Selbstverteidigung vorbehalte: "Wenn es um das Überleben Israels geht, müssen wir stets Herr unseres Schicksals bleiben". Der Premier zog einen Vergleich mit dem Holocaust. 1944 hätten die USA Bitten der jüdischen Lobby abgelehnt, das Vernichtungslager Auschwitz zu bombardieren. "Aber 2012 ist nicht 1944. Die heutige amerikanische Regierung ist anders", rief Netanyahu unter dem Jubel mehrerer tausend Zuhörer. "Als Ministerpräsident Israels werde ich mein Volk niemals im Schatten der Vernichtung leben lassen." Ein atomar bewaffneter Iran wäre eine Bedrohung für die ganze Region, betonte Netanyahu. Zudem würde sich die Gefahr eines nuklearen Terrorismus dramatisch verschärfen.

AIPAC

Das "American Israel Public Affairs Committee" (AIPAC) gilt als mächtigste Lobby israelischer Interessen in den USA. In der landesweiten Organisation mit Sitz in Washington engagieren sich laut eigenen Angaben etwa 100.000 Mitglieder, Juden und Nicht-Juden, über Parteigrenzen hinweg. Die Lobby wirbt bei US-Politikern um die Interessen Israels und wacht über Gesetze, die Israels Interessen berühren könnten.

Obama setzt auf Diplomatie und Sanktionen

Zwar meinte Netanyahu, die USA und Israel verfolgten im Irankonflikt "genau die gleiche Politik". Doch bei einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama waren zuvor Differenzen deutlich geworden. Während Obama vor allem für Diplomatie und Sanktionen warb, unterstrich Netanyahu das Recht auf Selbstverteidigung. "Wir glauben, dass es immer noch ein Fenster gibt, das eine diplomatische Lösung dieses Themas erlaubt", sagte Obama.

Wie die "New York Times" berichtete, seien "grundlegende Differenzen" zwischen den beiden Politikern nicht überwunden worden. Einigkeit herrschte lediglich in der grundsätzlichen Frage, dass weder Israel noch die USA einen Iran mit Atomwaffen zulassen wollten. Obama unterstrich, sich alle Optionen offenzuhalten. Netanyahu betonte, noch keine Entscheidung über einen Angriff getroffen zu haben.

Hintergrund des Treffens waren monatelange Spekulationen, dass Israel die Atomanlagen im Iran möglicherweise bereits in den nächsten Monaten angreifen könnte. Israel betrachtet das iranische Atomprogramm als größte Bedrohung seiner Existenz.

(Ag./Red.)

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