Obama in Südkorea: Traum von der Atomüberwindung

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US-Präsident Barack Obama berät in Seoul mit den Staatschefs von China und Russland über die aktuellen nuklearen Problemländer Iran und Nordkorea.

Seoul/Ag. Es war 2009 in Prag, als US-Präsident Barack Obama seinen Traum von einer atomwaffenfreien Welt verkündete. Nach einer Atomkonferenz 2010 ohne wesentlichen Durchbruch nimmt der amerikanische Präsident am heutigen Montag erneut einen Anlauf. Bei einer internationalen Konferenz in Seoul beraten 53 Staaten, darunter Russland und China, über eine Reduzierung der nuklearen Bedrohung. Der Ort wurde nicht zufällig gewählt, gilt doch Südkoreas Nachbar Nordkorea als eine der unberechenbarsten Atommächte. Gleichzeitig steht aber auch der Iran auf der Tagesordnung, der verdächtigt wird, an der Entwicklung von Nuklearwaffen zu arbeiten. Bedeutung gewinnt das Treffen vor allem durch vorgesehene direkte Verhandlungsrunden zwischen Obama, Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew und Chinas Staatschef Hu Jintao.

Während Obama mit Medwedjew über den Iran beraten wird, steht bei dem Treffen mit Hu Jintao Nordkorea auf der Tagesordnung. China soll nach den Worten des US-Präsidenten im Atomstreit mit Nordkorea mehr Druck auf seinen Verbündeten ausüben. Die Strategie, Fehlverhalten zu belohnen und vor vorsätzlichen Provokationen die Augen zu verschließen, sei offensichtlich erfolglos geblieben, sagte Obama am Sonntag in Seoul. Zuvor hatte er erstmals eine Militärbasis an der hermetisch abgeriegelten Grenze zwischen Nord- und Südkorea besucht, zu deren Absicherung die USA 30.000 Soldaten stationiert haben.

Für Beunruhigung hatte zuletzt die Ankündigung Pjöngjangs gesorgt, Mitte April eine Langstreckenrakete mit einem Beobachtungssatelliten ins All zu schießen. Nach offiziellen Angaben ist der Start zu Ehren des hundertsten Geburtstags des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-sung gedacht. Nach Einschätzung der USA und ihrer Verbündeten handelt es sich dabei aber um einen Raketentest und damit um einen Verstoß gegen mehrere UN-Resolutionen. Ein Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums erklärte dazu am Sonntag, Nordkorea habe zentrale Teile seiner Langstreckenraketen zur Abschussbasis transportiert.

Im Streit um das iranische Atomprogramm hat US-Präsident Obama bekräftigt, dass es noch Zeit gibt, um die „Pattsituation durch Diplomatie“ zu lösen. Das Zeitfenster für eine solche Lösung würde sich aber bald schließen. Hier bemüht sich die EU bisher ohne Erfolg um eine diplomatische Lösung.

Ukraine beseitigte hochangereichertes Uran

Einen ersten kleinen Durchbruch in den amerikanischen Anti-Atom-Bemühungen verzeichnet die Ukraine. Die Regierung hat gemäß einem mit den Vereinigten Staaten geschlossenen Abkommen den Bestand an hochangereichertem Uran nun vollständig außer Landes gebracht. Dies gab Obama am Sonntag in Seoul bekannt. Die Ukraine hatte bereits nach ihrer Unabhängigkeit 1991 die von der Sowjetunion geerbten Atomwaffen beseitigt. Im April 2010 verpflichtete sich die Regierung in Kiew zudem, ihre ebenfalls aus Sowjetzeiten stammenden Bestände hochangereicherten Urans zu vernichten. Die damals rund 90 Kilogramm des spaltbaren Materials hätten zum Bau mehrerer Bomben gereicht. Um die Entsorgung des Materials zu beschleunigen, stellte Washington Ende vergangenen Jahres 60Millionen Dollar (45,3 Millionen Euro) zur Verfügung.

Das Material wurde jetzt zur Lagerung nach Russland gebracht. Die Vernichtung ist zwar noch ausständig, dürfte aber von den USA kontrolliert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2012)

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