Abdelkader Merah soll seinen Bruder Mohamed über Jahre radikalisiert haben, vermutet die französische Staatsanwaltschaft. Er steht im Visier der Ermittlungen. Er gilt schon seit Jahren als überzeugter Islamist.
Toulouse/Wien/Ag. Die französische Staatsanwaltschaft durchleuchtet den Bruder des Attentäters von Toulouse: Mehrere Indizien weisen darauf hin, dass Abdelkader Merah großen Einfluss auf den jüngeren Mohamed ausgeübt und ihn radikalisiert hat. Letzterer hatte innerhalb weniger Tage sieben Menschen getötet, darunter drei jüdische Kinder. Er wurde von einer Eliteeinheit erschossen, die zuvor 32 Stunden lang seine Wohnung belagert hatte.
Gegen den 29-jährigen Abdelkader wurde am Sonntag ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zu den Morden eröffnet. Er gilt schon seit Jahren als überzeugter Islamist. Bereits 2007 tauchte sein Name in einer Untersuchung gegen eine terroristische Vereinigung auf, die „Heilige Krieger“ für den Irak rekrutierte.
Abdelkaders Anwältin versicherte zwar, er verurteile die Attentate seines Bruders „scharf“. Zuvor hatte der gelernte Maler aber noch gesagt, „stolz“ auf die Taten Mohameds zu sein. Er soll auch dabei gewesen sein, als dieser den Motorroller stahl, mit dem er von den Tatorten flüchtete. Nun prüfen die Ermittler, ob Abdelkader womöglich auch Waffen für seinen Bruder besorgte oder an der Finanzierung der Anschläge beteiligt war.
Nach der islamistischen Mordserie will Präsident Nicolas Sarkozy einen Auftritt des Islampredigers Scheich Yusuf al-Qaradawi in Le Bourget bei Paris verhindern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2012)