Favorit Romney ist die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner so gut wie sicher. Konkurrent Santorum ist fast chancenlos.
Der US-Republikaner Mitt Romney hat einen weiteren Schritt in Richtung Präsidentschaftskandidatur gemacht. Wie der TV-Sender CNN nach Hochrechnungen berichtete, gewann der Ex-Gouverneur von Massachusetts am Dienstag drei Vorwahlen. Er setzte sich demnach in den Bundesstaaten Wisconsin und Maryland sowie in der Hauptstadt Washington DC vor seinem erzkonservativen Widersacher Rick Santorum durch. Damit hat Romney CNN zufolge nun mehr als die Hälfte der für die Nominierung auf dem Parteitag Ende August benötigten Delegiertenstimmen sicher.
Romney sammelt Delegierte In Maryland erreichte Romney Teilergebnissen zufolge 50 Prozent der Stimmen, Santorum kam nur auf 29 Prozent. In Washington DC steuerte der Ex-Gouverneur mit 68 Prozent sogar auf einen noch deutlicheren Erfolg zu. Anders als in Maryland und Washington, wo eher moderate Republikaner zuhause sind, hatte sich Santorum in Wisconsin dagegen durchaus Chancen ausgerechnet. Hochrechnungen mehrerer US-Sender zufolge fuhr Romney aber auch in dem Bundesstaat im Mittleren Westen einen Sieg ein.
Der Multimillionär, Familienmensch und Ex-Geschäftsmann Mitt Romney wäre als erster Mormone ins Weiße Haus eingezogen. Zumindest 2012 wird daraus aber nichts. Ein Porträt. (c) AP (Alan Diaz) Romney folgte bisher immer den Fußstapfen seines großen Vorbilds, Vaters George Romney - ob als Wirtschaftsmanager, Gouverneur oder Bewerber um das höchste Staatsamt. Bei letzterem Unterfangen ist Mitt aber schon jetzt mit der Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten erfolgreicher als sein Vater - George Romney hatte seine Bewerbung 1968 noch vor der ersten Vorwahl zurückgezogen. (c) REUTERS (BRIAN SNYDER) Aber der Reihe nach: Mitt Romney wird am 12. März 1947 in Detroit, Michigan, geboren, wo sein Vater später Gouverneur wird. (c) AP (Anonymous) An der elitären Cranbrook School lernt Romney seine spätere Frau Ann kennen. Doch danach zieht es ihn in die Ferne - zunächst an die Stanford-Universität an der Westküste. Gescheitelt und adrett in Anzug und Schlips zählt er hier zu einer Minderheit. In der Uni-Kontroverse um den Vientnam-Krieg hält Romney Solidaritätsaktionen mit den US-Truppen in Indochina ab – und interessiert sich ansonsten mehr für das Footballteam und seine Freundin Ann im fernen Michigan. (c) REUTERS (� Handout . / Reuters) 1968 zieht Mitt dann als Mormonen-Missionar durch Frankreich, während sein Vater seine Pro-Vietnamkrieg-Haltung revidiert und dafür in seiner eigenen Partei durch Sonne und Mond geschossen wird. Dabei war George Romney als Favorit gegen Richard Nixon in den republikanischen Präsidentschaftswahlkampf gestartet. Unter diesem Eindruck wandelt sich auch Mitt zum Kriegsgegner. Nach einem schweren Autounfall in Südfrankreich, wo ihn ein Arzt schon für tot erklärte, kehrt Mitt Romney verwandelt und ernster in die USA zurück. Er heiratet, macht an der Harvard-Universität einen Doppelabschluss in Jus und Wirtschaft und beginnt, Verantwortung zu übernehmen – in der Mormonen-Kirche als Bischof und in der Geschäftswelt. Als Finanzinvestor der Firma "Bain Capital" macht der Republikaner ein Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe. Das riskante Jobangebot bei Bain Capital hatte er durch eine Rückzugsoption bei der Exfirma abgesichert. Mitt Romney - ein Zahlenmensch und Analytiker. (c) EPA (MICHAEL REYNOLDS) Politisch fasst Romney im Jahr 1994 Fuß, als er versucht, gegen Edward Kennedy in den US-Senat gewählt zu werden. Romney verliert, schafft aber immerhin mit 41 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis eines Republikaners gegen Kennedy. (c) AP (C.J. GUNTHER) Dem Harvard-Absolventen gelingt es dann, die skandalträchtigen Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City aus dem Korruptionssumpf zu einem profitablen Erfolg zu führen. (c) REUTERS (YIORGOS KARAHALIS) Im selben Jahr wird Romney zum 70. Gouverneur Massachusetts gewählt. Seine Wahl erregt Aufsehen, da der Staat als einer der liberalsten in den USA gilt und demokratische Kandidaten dort üblicherweise klare Vorsprünge vor ihren republikanischen Mitbewerbern erzielen. (c) AP (Charles Dharapak) Am 24. Dezember 2005 kündigt Romney an, sich nicht der Wiederwahl als Gouverneur zu stellen. Am 13. Februar 2007 erklärt er warum: Er lässt sich offiziell als Kandidat für das Präsidentenamt aufstellen und sammelt in der Folge rund 44 Millionen US-Dollar an Spendengeldern - deutlich mehr als seine Konkurrenten. Dennoch muss er McCain den Vortritt lassen. Vier Jahre später übersteht Romney die Vorwahlen. (c) AP (Jessica Reilly) Für und gegen Romney spricht seine Unternehmer-Vergangenheit. Die Amerikaner bescheinigen dem 65-Jährigen zwar deutlich mehr Wirtschaftskompetenz als dem Amtsinhaber. Aber seine Vergangenheit bei "Bain Capital" bietet auchAngriffsflächen: Die Demokraten werfen Romney vor, bei Firmenkäufen und -verkäufen zahlreiche Jobs vernichtet und Unternehmen in den Ruin getrieben zu haben, um selbst mithilfe "befreundeter" Investmentbanken und deren Bewertungen an der Börse Geld zu scheffeln. (c) AP (Charles Dharapak) Romney macht zudem sein Ruf als politischer Wendehals zu schaffen: Als Gouverneur von Massachusetts trat er etwa für das Recht auf Abtreibung ein, inzwischen verteufelt er sie. Vom Fürsprecher für die Rechte Homosexueller wandelt er sich zum scharfen Gegner der Homo-Ehe. Und obwohl er in Massachusetts selbst ein ähnliches Gesundheitssystem installiert hat, zieht er gegen Obamas Gesundheitsreform von Leder. Im US-Vorwahlkampf nannte ihn Konkurrent Newt Gingrich dann auch ein "politisches Chamäleon". (c) AP (Charles Dharapak) Ein Plus bringt Romney aber sein Privatleben: Er kann mit seiner Frau Ann, fünf erfolgreichen Söhnen und sechzehn Enkelkindern eine heile Welt präsentieren - für einen Konservativen in den USA ist das ein großer Vorteil. Trotzdem wurde der Familienmensch Romney nicht, wie erhofft, der 45. US-Präsident. (c) AP (Charles Dharapak) ''Polit-Chamäleon'' ist gescheitert Insgesamt hatten die drei Vorwahl-Staaten am Dienstag 98 Delegierte zu vergeben. Um auf dem Nominierungsparteitag in Tampa in Florida ungefährdet zum Herausforderer von US-Präsident Barack Obama gekürt zu werden, muss ein Bewerber mindestens 1144 Delegierte hinter sich bringen.
Kampfkandidatur im Spätsommer? Santorum wird keine realistische Möglichkeit mehr eingeräumt, selbst diese Schwelle zu erreichen. Allerdings setzt er darauf, dass Romney die nötige Delegiertenzahl ebenfalls verfehlt. In diesem Fall könnte es auf dem Parteitag im Spätsommer zu einer Kampfkandidatur kommen. Auch der abgeschlagene frühere Chef des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, spekuliert auf einen umkämpften Parteitag und hat erklärt, bis zum Ende im Rennen bleiben zu wollen.
Rick Santorum hat im Vorwahlkampf der Republikaner auf eine Dreierstrategie gesetzt: Familie, Glaube und Freiheit waren die Schlagworte, unter die er seine Bewerbung gestellt hat. Der tiefgläubige Katholik bediente mit seiner strikten Absage an Abtreibung und Homo-Ehe vor allem die Anliegen der religiösen Rechten. Santorums Strategie ging aber nicht auf. Nach mehreren Niederlagen gegen Mitt Romney zog er seine Bewerbung Mitte April zurück. (c) AP (Rainier Ehrhardt) Der aus einer italienischen Einwandererfamilie stammende Santorum wurde am 10. Mai 1958 in Winchester, Virginia geboren. Er studierte Jus und arbeitete zunächst als Anwalt in Pittsburgh. Nebenbei engagierte er sich politisch bei den Republikanern. (c) AP (Paul Sancya) Im Jahr 1990 zog er mit 32 Jahren für einen Wahlbezirk in Pennsylvania in das Repräsentantenhaus ein. (c) AP (Paul Sancya) Von 1995 bis 2007 gehörte Santorum für zwei Amtszeiten dem Senat in Washington an. Nach seiner gescheiterten Wiederwahl war er unter anderem als Kommentator für den konservativen Nachrichtensender Fox News tätig. (c) REUTERS (JOE SKIPPER) Der Ex-Senator ging als Außenseiter in den Vorwahlkampf, mauserte sich aber zum schärfsten Konkurrenten von Favorit Mitt Romney. (c) AP (Gene J. Puskar) Nicht nur mit überraschenden Siegen im Vorwahlkampf, auch mit Verbalattacken sorgte er für Aufsehen. Zuletzt versuchte er etwa Romneys Vergangenheit als Geschäftsmann zu dessen Nachteil auszulegen. "Der Oberbefehlshaber dieses Landes ist kein Geschäftsführer", sagte Santorum. (c) AP (Charles Rex Arbogast) Der Streiter für christliche Werte gibt auf (Ag.)
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