"Iran ist im Welt-Atomclub" - und nicht zu stoppen

To match Special Report IRAN-USA/NUCLEAR
To match Special Report IRAN-USA/NUCLEAR(c) REUTERS (Handout)
  • Drucken

Der iranische Außen- und Sicherheitsexperte Boroujerdi ortet hinter den neuen Sanktionen von US-Präsident Obama eine Wahlkampftaktik. Die Islamische Republik werde ihre Urananreicherung jedenfalls nicht stoppen.

Das iranische Atomprogramm wird nach den Worten eines hochrangigen Parlamentsabgeordneten niemals zu stoppen sein. Der Iran sei heute in einer Situation, in der er das nukleare Know How beherrsche. Die USA und andere westliche Länder würden früher oder später die "nuklearen Realitäten der Islamischen Republik anerkennen", sagte der Vorsitzende des Außen- und Sicherheitspolitischen Ausschusses des iranischen Parlaments, Alaeddin Boroujerdi, gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA.

Boroujerdi kritisierte jüngste Ankündigungen von US-Präsident Barack Obama, wonach die Sanktionen gegen den iranischen Ölexport und die iranische Zentralbank weiter verschärft werden sollen. Diese Erklärungen dienten lediglich Wahlkampfzwecken, meinte der Abgeordnete. Zugleich wies er Berichte zurück, wonach der Iran seine Uran-Anreicherung zurückgefahren habe. "Der Iran ist jetzt Mitglied im Welt-Atomclub", betonte Boroujerdi.

Syrien als Gastgeber?

Weiters berichtete die amtliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf eine "informierte Quelle", dass die kommenden Atomgespräche zwischen dem Iran und den Fünf plus Eins (UN-Vetomächte und Deutschland) auch in Syrien stattfinden könnten. Nach Ansicht von sicherheitspolitischen Experten und in Hinblick auf die "akzeptable sicherheitspolitische Situation im Land" sei Syrien bereit, als Gastgeber für diese Gespräche zu fungieren, sagte die "anonyme Quelle".

Der Iran ist mit dem Regime in Damaskus eng verbündet, gegen das seit mehr als einem Jahr ein blutiger Aufstand im Gange ist. Nach Schätzungen der UNO wurden dabei mehr als 9000 Menschen getötet. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Fünf-plus-Eins-Gruppe sich gerade in Syrien über das heikle Atom-Thema mit dem Iran an einen Tisch setzen wird. Voraussichtlich werden die Gespräche am 13. und 14. April in Istanbul stattfinden.

Angriff auf Iran erst 2013 möglich

Ein Bericht der "Jerusalem Post" vom Mittwoch zeichnete indes ein anderes Bild. Demnach könnte ein Angriff Israels auf den Iran bis 2013 verschoben werden. Es gebe Hinweise, dass die Sanktionen des Westens gegen Teheran bereits "Früchte tragen", außerdem wolle man die kommenden Atomgespräche zwischen dem Iran und der Fünf-plus-Eins-Gruppe (UN-Vetomächte plus Deutschland) abwarten, schrieb die Zeitung unter Berufung auf hochrangige israelische Militärs.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte am Dienstag, die internationalen Sanktionen würden die iranische Wirtschaft schwächen, aber nicht genug, um die Nuklearambitionen Teherans auch nur im mindesten zu stoppen.

Netanyahu vergleicht Nazi-Terror mit Iran

Weiters verglich Netanyahu nach Angaben der Zeitung "Haaretz" die Wehrlosigkeit der Juden gegenüber dem Nazi-Terror indirekt mit der heutigen Situation des jüdischen Staates und dessen Bedrohung durch das iranische Atomprogramm. "Das jüdische Volk hat vor siebzig, achtzig Jahren nicht über diese Fähigkeiten verfügt. Wir hatten nicht diese Mittel zur Verfügung, die heute existieren. Es ist unsere Pflicht, von ihnen Gebrauch zu machen, um die schändlichen Absichten unserer Feinde zu durchkreuzen", sagte der israelische Premier ohne den Iran direkt zu erwähnen.

Vor zwei Monaten hatten öffentliche Debatten in Israel über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran weltweit Besorgnis ausgelöst. Regierungsvertreter hatten gemeint, die Zeitspanne, um einen wirksamen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm zu führen, werde bald zu Ende sein. Dann werde Israel nichts mehr gegen den Bau einer iranischen Atombombe unternehmen können.

Netanyahu und Verteidigungsminister Ehud Barak hatten gemeint, die Folgen eines iranischen Gegenschlags bei einem Angriff auf iranische Atomanlagen wären weniger gefährlich als ein Iran, der über die Atombombe verfüge.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.