Iran akzeptiert keine Vorbedingungen

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Teheran denkt nicht daran, wie vom Westen gefordert, die Atomanlage Fordo zu schließen. Israels Premier wirft dem Iran vor, mit den neuen Verhandlungen Zeit gewinnen zu wollen.

Teheran/Apa/Afp/Reuters. Das Regime in Teheran will keine Vorbedingungen für die neuen Atomgespräche am kommenden Samstag akzeptieren. Das stellte nun der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi klar. Die Verhandlungen sollen in der türkischen Metropole Istanbul stattfinden.

Die „New York Times“ hatte unter Berufung auf Diplomaten berichtet, die USA und die EU-Staaten wollten bei den Verhandlungen mit dem Iran die Schließung der unterirdischen Atomanlage Fordo, den Stopp der Urananreicherung und die Verlagerung den bestehenden Uranbestände ins Ausland verlangen.

Der Chef des iranischen Atomprogramms, Fereydoon Abbasi-Davani, sprach von „unlogischen“ Forderungen. Der Iran werde nur so viel angereicherten Brennstoff produzieren, wie für den Reaktor in Teheran und einen zweiten Forschungsreaktor, der noch errichtet werden solle, benötigt werde. Zwischen den Anreicherungsanlagen in Fordo und Natanz gebe es „keinen Unterschied“. Beide seien „wegen des Risikos von Angriffen“ unterirdisch angelegt worden.

Abbasi-Davani sagte, der Iran fahre möglicherweise die Herstellung von höher angereichertem Uran zurück, wenn genügend von dem Material produziert worden sei. Zugleich wies er eine Wiederbelebung des Tauschs mit im Ausland angereichertem Uran zurück.

„Iran will Welt in die Irre führen“

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu warf dem Iran vor, die neuen Gespräche nutzen zu wollen, um weiter „Zeit zu gewinnen“ und die Welt in die Irre zu führen. Sein Land werde die Atomgespräche genauestens verfolgen, kündigte Netanjahu an. Israel fühlt sich durch das Nuklearprogramm Teherans bedroht. Die israelische Regierung hat bereits damit gedroht, notfalls im Alleingang die iranischen Nuklearanlagen militärisch auszuschalten.

Auch die USA und mehrere europäische Länder verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Die iranische Führung bestreitet dies jedoch.

Im Jänner 2011 waren die Atomgespräche zwischen dem Iran und der 5+1-Gruppe aus den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats (USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China) sowie Deutschland ergebnislos abgebrochen worden. Seither hat die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen die Führung in Teheran verschärft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2012)

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