Breivik brüstet sich mit "spektakulärstem Angriff"

Norwegian mass killer Anders Behring Breivik attends the second day of his terrorism and murder trial
Norwegian mass killer Anders Behring Breivik attends the second day of his terrorism and murder trial(c) REUTERS (Pool)
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"Ich würde es wieder tun", sagt der norwegische Attentäter Anders Breivik vor Gericht. Der Laienrichter Thomas Inderbro wurde zuvor für befangen erklärt. Er hatte die Todesstrafe gefordert.

In Oslo ist der Prozess gegen den Attentäter Anders Behring Breivik am Dienstag in die zweite Runde gegangen. Erstmals konnte sich der Angeklagte selbst zu dem Massenmord im Juli 2011 äußern. Dazu durfte er ein selbst geschriebenes 13-seitiges Protokoll verlesen. Er habe seine Formulierungen aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen angepasst, meinte er, bevor er mit seiner provokanten Rede begann: „Ich habe den ausgeklügeltsten und spektakulärsten politischen Angriff in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt."

In Summe zog sich Breiviks selbst verherrlichende Rede über eine Stunde hin. Diese Zeit nutze er, um gegen Islam, den Marxismus, Journalisten und Feministinnen zu wettern. "Multikulti" sei eine "selbstzerstörerische Ideologie", Oslo eine "multikulturelle Hölle". Christen seien eine "verfolgte Minderheit". Breivik bezeichnete es als "größte Ehre", sein Leben im Gefängnis zu verbringen oder für sein Volk zu sterben.

"Das waren keine unschuldigen Kinder"

Sein Massaker begründete Breivik damit, dass es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg keine wahre Demokratie mehr gegeben habe. Das Volk sei beschwindelt worden, sein Massaker sei daher „präventiv" gewesen. Und er fügte leicht lächelnd hinzu: „Ja, ich würde das wieder machen." Auch die Opfer verhöhnte der Attentäter: „Das waren keine unschuldigen Kinder, sondern politische Aktivisten, die für den Multikulturismus arbeiteten." Weiters verglich er die sozialdemokratische Jugendorganisation AUF mit der Hitlerjugend. Richterin Wenche Arntzen unterbrach ihn sofort und forderte ihn auf, seine Formulierungen abzuschwächen.

Breivik behauptete wie schon bei seiner Einvernahme vor der Polizei, er sei ein "Kommandeur", der "lose Verbindungen" mit zwei weiteren Zellen unterhalte. Der norwegische Geheimdienst hatte dazu erklärt, es gebe keine Beweise für die Existenz anderer Zellen.

Die Stellungsnahme des Attentäters durfte nicht live im Fernsehen oder Radio übertragen werden, da man dem Angeklagten „diese Bühne nicht bieten wolle", so die Richterin.

Der 33-Jährige ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Er hatte im Juli 2011 in Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet. Anschließend erschoss er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp gezielt 69 junge Sozialdemokraten. Der Rechtsextremist hatte zu Prozessauftakt am Montag auf nicht schuldig plädiert. Zentrale Frage ist, ob das Gericht ihm Schuldfähigkeit attestiert. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu 21 Jahre Haft. Andernfalls könnte er lebenslang in der Psychiatrie untergebracht werden.

Schöffe forderte Todesstrafe - ausgeschlossen

Gleich nach der Verhandlungseröffnung, war der Prozess zunächst unterbrochen worden. Der Grund: Der Schöffenrichter Thomas Inderbro hatte auf seiner Facebook-Seite erklärt, dass die einzig richtige Entscheidung im Fall Breivik die Todesstrafe sei. Die Richter zogen sich daraufhin zur Beratung zurück.

Nachdem der Prozess für etwa eine halbe Stunde ausgesetzt worden war, erklärte Richterin Arntzen: „Der Schöffe hat auf seiner Facebook-Seite die Todesstrafe für den Angeklagten gefordert. Diese Äußerungen tragen dazu bei, dass sein Vertrauen, eine objektive Entscheidung zu treffen, beeinträchtigt ist." Nach einer Befragung aller Schöffen, wurde er daher einstimmig als befangen erklärt und durch einen neuen Laienrichter ersetzt.

(Ag./Red.)

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