Breivik: "Habe mich für Morde dehumanisiert"

Anders Behring Breivik
Anders Behring Breivik(c) AP (Frank Augstein)
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Am fünften Prozesstag wird Breivik zum Massaker auf der Insel Utöya befragt. Ab dem Jahr 2006 will er sich auf seine Anschläge vorbereitet und sich "emotional abgekapselt" haben. Sein Vorbild sei die al-Qaida gewesen.

Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ist am Freitag erneut zu seinen Vorbereitungen für die Attentate mit 77 Toten im vergangenen Sommer befragt worden. Um diese durchführen zu können, habe er sich emotional total abgekapselt. "Man muss gefühlsmäßig abgestumpft sein, das muss man trainieren", sagte der 33-Jährige vor Gericht in Oslo. Bis 2006 sei er ein normaler Mensch gewesen. Danach habe er eine "Entemotionalisierung" begonnen, die mehrere Jahre gedauert habe.

Sein Training habe aus Meditation bestanden, er habe gelernt seine Emotionen zu kontrollieren. Das Jugendlager der regierenden Arbeiterpartei auf Utöya bezeichnete der Attentäter als "Indoktrinierungslager". Er habe seine Opfer "entmenschlicht", um die Angriffe verüben zu können, da er sie sonst nicht hätte durchführen können, sagte Breivik, der sich als "Anti-Rassist" bezeichnete.

Auch seine technische Sprache während der Verhöre sei ein Werkzeug. "Man kann niemanden töten, wenn man mental nicht vorbereitet ist", sagte Breivik. Er sei aber kein Narziss, der vor allem sich selbst liebe. "Ich fühle eine große Liebe für dieses Land.

"Ich habe viel von al-Qaida gelernt"

Generell hat Breivik ein positives Selbstbild: "Ich bin normalerweise ein sehr sympathischer Mensch", sagte er. Auch sei er sich bewusst, unfassbares Leid ausgelöst zu haben. Er habe das Leben der Angehörigen und Hinterbliebenen zerstört, sagte er am Freitag ruhig und ohne Reue. "Ich kann nicht behaupten, dass ich ihr Leid verstehe", sagte Breivik. "Wenn ich das versuchen würde, könnte ich hier nicht sitzen. Dann könnte ich nicht weiterleben."

Als Vorbild für sein Vorgehen berief er sich auf das islamistische Terrornetzwerk al-Qaida: "Ich habe viel von al-Qaida gelernt." Die Organisation sei so erfolgreich, weil sie "Märtyrer" (Selbstmordattentäter) einsetze. Das Problem mit militanten Islamisten sei aber, dass sie zu sehr auf Sprengstoff und nicht auf Amokläufe mit Schusswaffen setzten. Dennoch habe er das Terrornetzwerk mehrere hundert Stunden lang im Internet und über Filme studiert und eine Art "al-Qaida für Christen" schaffen wollen.

"Härtester" Tag im Breivik-Prozess

Er habe sich zu der "Selbstmordaktion" am 22. Juli 2011 entschlossen, nachdem er alle "friedlichen Mittel" zur Umsetzung seiner nationalistischen Ziele ausgeschöpft habe, sagte Breivik dem Gericht. Er ging demnach davon aus, selbst getötet zu werden. Der 33-Jährige warf den Medien erneut vor, systematisch die nationalistische Ideologie zu zensieren.

Breiviks Anwalt Geir Lippestad hatte die Überlebenden und Hinterbliebenen der Anschläge darauf gefasst gemacht, dass die Verhandlung am Freitag "der härteste Tag" des Prozesses werden dürfte. Breivik hatte am Donnerstag ausgesagt, er habe alle 569 Teilnehmer des Jugendlagers töten wollen. Ihm wird wegen der Anschläge in Oslo und Utöya mit insgesamt 77 Toten seit Montag der Prozess gemacht. Mit einem Urteil wird nicht vor Mitte Juli gerechnet.

(Ag./Red.)

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