Der Staatschef verspielte seine Popularität schon 2007. Sarkozy hat das Image eines „Freundes der Reichen“.
Paris. Begonnen hat die Enttäuschung über Nicolas Sarkozy gleich nach seiner Wahl im Mai 2007. Angeblich war es die Idee seiner damaligen Gattin Cécilia, mit seinen reichsten Freunden im Pariser Nobelrestaurant „Fouquet's“ zu feiern. Anschließend erholte sich der frisch gewählte Staatschef auf der Luxusjacht eines befreundeten Milliardärs. Seither hat Sarkozy das Image eines „Freundes der Reichen“.
War es nur blanker Neid oder legitime Verärgerung von Leuten, die selbst den Gürtel enger schnallen mussten? Jedenfalls knickte die Popularitätskurve gleich ein und erholte sich nie wieder vom ersten Sündenfall. Denn zu den ersten Maßnahmen, die der neue Präsident verabschieden ließ, gehörte ein Steuerpaket zugunsten der wohlhabendsten Mitbürger. Sarkozy hatte damals die Wahl gewonnen, weil er einen „Bruch“ mit alten Tabus ankündigt hatte. Sein direkter, manchmal auch vulgärer Stil hat dann doch schockiert.
So hat sich in Frankreich ein „Anti-Sarkozysmus“ entwickelt, der ebenso stark eine Ablehnung der Person wie deren Methoden und der eigentlichen Politik ist. Der egozentrische Sarkozy wollte von Beginn an alles selbst kontrollieren. Mit seinem eigenen Beraterstab ersetzte er das Ministerkabinett, seinen Premier, der laut Verfassung die Regierungsverantwortung trägt, bezeichnete er herablassend als seinen „Mitarbeiter“.
Neun Kandidaten gegen einen
Natürlich kann Sarkozy nicht verstehen, weshalb er so viel Ablehnung auslöst. Er findet das ungerecht – wie die demokratische Regel, dass alle Kandidaten im Fernsehen gleich viel Sendezeit bekommen. Das sei eine komische Auffassung von Gleichheit, meint er, wenn derart neun gegen einen kämpfen. Indem er sich so als Opfer des „Anti-Sarkozysmus“ fühlt, wirkt er zuletzt auch noch wie ein schlechter Verlierer.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2012)