Frankreich-Wahl: Hollande führt, Le Pen triumphiert

FrankreichWahl Hollande fuehrt triumphiert
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Der Sozialist hat die erste Runde der Präsidentenwahl zwar gewonnen und tritt nun gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy an. Doch die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen holte ein Rekordergebnis.

Der erste Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen endet mit einer Enttäuschung für Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Er liegt mit 27,1 Prozent klar hinter seinem sozialistischen Konkurrenten François Hollande zurück, der mit 28,6 Prozent in Führung geht. Die Wahlbeteiligung war mit 80 Prozent um einiges besser als erwartet.

Sarkozy und Hollande sind nun für eine Stichwahl am 6. Mai qualifiziert. Sie haben damit zwei Wochen, um die Wähler, namentlich die Sympathisanten der nun ausgeschiedenen übrigen acht Bewerber und Bewerberinnen, für sich zu gewinnen.Umfragen vom Sonntagabend zufolge würde Hollande die Stichwahl derzeit klar gewinnen. Entscheidend könnte aber ein Fernsehduell zwischen den beiden Finalisten am 2. Mai werden.

Großer Erfolg für Marine Le Pen

Viel bemerkenswerter als die Qualifikation der beiden Stichwahlteilnehmer war das Ergebnis der Kandidatin des rechtspopulistischen Front National (FN), Marine Le Pen. Sie vereint 18 Prozent der Stimmen auf sich, was einen historischen Höchststand für den FN darstellt und weit mehr ist, als die Umfragen ihr vorausgesagt hatten. Marine Le Pen hat bewiesen, dass die Partei unter ihrer Führung die Reichweite ausdehnen konnte. Ihr ist es zwar nicht gelungen, wie ihr Vater Jean-Marie Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen von 2002 (damals auf Kosten des Sozialisten Lionel Jospin) den Sprung in die Schlussrunde zu schaffen, aber sie hat den Kandidaten der Linksfront, Jean-Luc Mélenchon (11,1 Prozent), klar auf den vierten Platz verwiesen. Die Grüne Eva Joly schließlich scheint nicht über 2,5 Prozent hinaus gekommen zu sein.

Bezeichnend sind die Verluste, die Sarkozy im Vergleich zu 2007 hinnehmen muss. Er hatte damals auf Anhieb mehr als 31 Prozent erhalten und dann zwei Wochen später die Sozialistin Ségolène Royal mit 53 zu 47 Prozent klar besiegt. Die Stimmenverluste verdeutlichen, dass Teile seiner damaligen Wähler entweder zur extremen Rechten oder aber zur linken Gegenseite übergelaufen sind. Das ist ein Zeichen der Unzufriedenheit - oder im manchen Fällen des blanken Ärgers über den „Hyperpräsidenten", der alles besser wusste, letztlich aber in den meisten Fragen scheiterte.

Sarkozy mit Ehefrau Bruni (c) AP


Weit mehr als in früheren Fällen war bereits der gestrige erste Durchgang von einer starken Polarisierung charakterisiert. Für viele Wähler schien es von Beginn weg wie bei einem Plebiszit um die Frage zu gehen, ob Präsident Nicolas Sarkozy ein zweites Mandat bekommen soll oder eben nicht. Ihm gegenüber schien der Sozialist Hollande aufgrund der Umfragen während der Kampagne der einzige Konkurrent zu sein, der sich ernsthafte Siegeschancen gegen Sarkozy ausrechnen durfte. Beide standen darum im Voraus praktisch als „Finalisten" fest, und beide riefen zuletzt die Sympathisanten der anderen Kandidaten auf, von Anfang an auf die Karte dieses Duells zu setzen und „nützlich" zu wählen.

Marine Le Pen jubelt (c) Reuters

Hollande hatte darum die Linkswähler ersucht, ihre Stimmen nicht auf die „kleineren" Konkurrenten (Jean-Luc Mélenchon von der Linksfront, Eva Joly von den Grünen und die beiden Linksextremisten Philippe Poutou sowie Nathalie Arthaud) aufzusplittern, sondern ihn vorneweg in eine Pole Position für die Finalrunde zu setzen. Für Sarkozy als Amtsinhaber war es wiederum wichtig, im ersten Wahlgang an der Spitze zu liegen, um die Voraussagen der Politologen zu widerlegen und eine Dynamik zu seiner Wiederwahl zu schaffen.

Feiern und Durchhalteparolen

Jean-François Copé, Chef der Regierungspartei UMP, erklärte in einer ersten Stellungnahme unverzagt, jetzt werde der eigentliche Wahlkampf erst beginnen. Bisher sei das Verhältnis mit neun gegen einen verfälscht gewesen. In der Konfrontation einer gegen einen werde sich aber Sarkozy durchsetzen. Vor der Parteizentrale der Sozialisten an der Rue de Solferino feierte eine Menge ab 20 Uhr bereits den Etappensieg ihres Champions Hollande.

Wegen der Wahlberichterstattung wurde unterdessen auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Französische Medien dürfen nämlich vor Wahlschluss keine Trends oder Ergebnisse veröffentlichen, weshalb diese zumeist aus dem benachbarten Ausland durchsickern. Diesmal sollen sich aber auch französische Medien nicht an das Verbot gehalten haben.

(Rudolf Balmer/Ag.)

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