"Die Schlacht um Frankreich fängt erst an"

Hollande und Sarkozy buhlen bereits um die Stimmen der unterlegenen Kandidaten.
Hollande und Sarkozy buhlen bereits um die Stimmen der unterlegenen Kandidaten.(c) Reuters (YVES HERMAN)
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Unmittelbar nach Ende des ersten Wahlgangs haben Nicolas Sarkozy und Francois Hollande mit dem Kampf um die Stimmen für die Stichwahl begonnen.

Nach der Wahl ist vor der Stichwahl. Unmittelbar nach Ende des ersten Wahlgangs haben Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer Francois Hollande den Kampf um die Stimmen der unterlegenen Kandidaten aufgenommen. Sarkozy umwarb am Sonntagabend in Paris die Unterstützer des rechtsextremistischen Front National, dessen Kandidatin Marine Le Pen ein Rekordergebnis von mehr als 18 Prozent im ersten Wahlgang erzielt hatte.

"Ich rufe alle, die ihr Vaterland lieben auf, mich zu wählen", appellierte Sarkozy an das nationalistische Lager. Hollande forderte er auf, sich in den kommenden beiden Wochen drei Live-Debatten zu stellen, statt der üblichen einen. "Alles muss debattiert werden, ohne Scheinheiligkeit, ohne Ausweichen, ohne Verstecken." Der Vorschlag wurde von Hollande allerdings abgelehnt.

Inhaltlich ging Sarkozy noch am Wahlabend erneut auf die Front National zu: Er kündigte an, die Grenzkontrollen zu verschärfen und die Zuwanderung weiter zu begrenzen. Sarkozy gab sich trotz seines Rückstands kämpferisch. "Ich werde alle Energie reinstecken, derer ich fähig bin", sagte der 57-Jährige. Auch bei den Anhängern des fast schon abgeschriebenen Amtsinhabers kehrte die Zuversicht zurück: "Wir werden gewinnen", skandierten sie. Laut am Sonntagabend veröffentlichten Meinungsumfragen dürften allerdings nur zwischen einem Drittel und der Hälfte der FN-Wähler im zweiten Durchgang für den amtierenden Präsidenten stimmen.

Empfehlung von Le Pen am 1. Mai

Le Pen, deren Wähler Sarkozy mit einer gegen Einwanderung gerichteten Rhetorik im Wahlkampf umworben hatte, will ihre Empfehlung am 1. Mai abgeben. Experten halten es allerdings für ausgeschlossen, dass die 43-Jährige ein Votum für Sarkozy empfiehlt. "Die Schlacht um Frankreich fängt erst an", kündigte die Tochter von Parteigründer Jean-Marie Le Pen an. Ebenfalls noch keine Empfehlung gab der Zentrumskandidat Francois Bayrou ab, der auf knapp neun Prozent der Stimmen kam.

Hollande will "schönen Sieg" einfahren

Hollande rief sich zum Favoriten für die Stichwahl aus. Er sei in der besten Situation, die entscheidende Runde zu gewinnen, sagte er vor Anhängern. "Am 6. Mai will ich einen Sieg, einen schönen Sieg". Der Sozialist kündigte an, Europa "zurück auf den Pfad von Beschäftigung und Wachstum" zu führen. Er sei sich bewusst, dass er aus dem Ausland scharf beobachtet werde, sagte Hollande, der angekündigt hatte, bei einem Sieg den EU-Fiskalpakt nachzuverhandeln.

Wichtige Unterstützung erhielt Hollande schon Stunden nach Schließung der Wahllokale vom Viertplatzierten Jean-Luc Melenchon. Zwar vermied der Kandidat der Linkspartei und der Kommunisten es, Hollande explizit beim Namen zu nennen. Gleichwohl rief er seine Anhänger indirekt dazu auf, ihn in der zweiten Runde am 6. Mai zu unterstützen. "Wir müssen die einzige Möglichkeit nutzen, die der Wahlzettel noch bietet. Gibt es einen anderen? Ich will Sarkozy schlagen", sagte der ehemalige sozialistische Senator.

(Ag.)

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