Breivik: "Große Entschuldigung" an einige wenige Opfer

Defendant Anders Behring Breivik, who is expected to give his account of events on  the July 22, 2011
Defendant Anders Behring Breivik, who is expected to give his account of events on the July 22, 2011(c) REUTERS (Scanpix Norway)
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Der norwegische Attentäter beantwortet Detailfragen über das Massaker auf Utöya. An viel will er sich nicht mehr erinnern können.

Zu Beginn der zweiten Prozesswoche hat der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik Detailfragen zu seinem Massaker auf der Ferieninsel Utöya beantwortet. An vieles erinnere er sich nicht mehr, betonte der 33-Jährige am Montag in Oslo. Er hatte auf der Insel im vergangenen Sommer 69 Menschen getötet. Für Schüsse über kurze Distanzen habe er eine Pistole genutzt, für längere Strecken ein halbautomatisches Gewehr.

Zu den Opfern meinte er, dass einige der Verletzten oder Toten im Osloer Regierungsviertel keine Verbindung zur Politik und den Ministerien gehabt hätten. Diese Personen seien nicht das eigentliche Ziel gewesen, so Breivik. "An alle diese möchte ich eine große Entschuldigung richten." Zuvor hatte Breivik betont, seine jugendlichen Opfer auf der Ferieninsel Utöya seien alles andere als unschuldig, sondern politische Aktivisten gewesen. Breivik tötete im vergangenen Sommer 77 Menschen. Er muss sich vor Gericht wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes verantworten.

Psychiatrische Gutachten

Eigentlich sollte Breivik am Montag auch zu den zwei psychiatrischen Gutachten befragt werden. Es sei aber wahrscheinlich, dass dieses Thema auf den kommenden Mittwoch verschoben werden müsse, sagte Staatsanwalt Svein Holden.

Breivik berichtete bei seinen Anhörungen in der Vorwoche, wie er sich mithilfe von Meditationen Gefühlskälte antrainiert und auf der Ferieninsel Utöya systematisch Jagd auf die Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers gemacht hat. Er habe seine Opfer "entmenschlicht", um die Angriffe verüben zu können, da er sie sonst nicht hätte durchführen können, sagte Breivik, der sich als "Anti-Rassist" bezeichnete. Auch seine technische Sprache während der Verhöre sei ein Werkzeug.

Im Zentrum des Prozesses steht die Frage nach Breiviks Geisteszustand und seiner Schuldfähigkeit. Der Attentäter will nach Aussagen seines Verteidigers Geir Lippestad als zurechnungsfähig verstanden werden. Damit käme er bei einer Verurteilung für 21 Jahre ins Gefängnis und nicht in die Psychiatrie.

Breivik ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Der Prozess soll zehn Wochen dauern, das Urteil aber erst Mitte Juli fallen. Viele Angehörige der Opfer leiden darunter, wie Breivik im Gerichtssaal seine Gewalt und seine Weltsicht rechtfertigt.

(Ag./Red.)

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