Hollande vs. Merkel: "Nein zu lebenslanger Sparpolitik"

Spiegel: Merkel will Sarkozy-Konkurrenten Hollande nicht empfangen
Spiegel: Merkel will Sarkozy-Konkurrenten Hollande nicht empfangen(c) dapd (Christophe Ena)
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Der Sozialist geht auf Konfrontationskurs mit der deutschen Kanzlerin: "Sie hat Europa mit Sarkozy geführt - man sieht das Ergebnis." Sollte er die Präsidentschaftswahl gewinnen, will er eine Kursänderung vornehmen.

Frankreichs sozialistischer Präsidentschaftskandidat Francois Hollande hat der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Fall seiner Wahl am 6. Mai eine Richtungsänderung in der französischen Europapolitik in Aussicht gestellt. "Sie (Merkel) hat ihre Wahl getroffen: Sie hat Europa mit Nicolas Sarkozy geführt - man sieht das Ergebnis!", sagte der Favorit für die entscheidende Wahlrunde am späten Dienstagabend im TV-Sender TF1.

Der ehemalige sozialistische Parteichef fügte hinzu: "Wenn ich gewählt werde, wird es eine Änderung bei Europas Ausrichtung geben."

Hollande betonte, mit dem unbegrenzten Freihandel und der gnadenlosen Sparsamkeit werde unter seiner Präsidentschaft Schluss sein. "Ich bin in Budgetfragen für Seriosität, ich bin für die Sanierung der öffentlichen Haushalte", betonte er, fügte aber hinzu: "Seriosität bei Budgetfragen: Ja. Lebenslange Sparpolitik: Nein". Hollande wiederholte seine Forderung nach einer Neuverhandlung des EU-Fiskalpaktes für mehr Haushaltsdisziplin.

Der sozialistische Kandidat hatte sich am Sonntag in der ersten Runde der Präsidentenwahl mit dem um seine Wiederwahl kämpfenden konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy für die Stichwahl am 6. Mai qualifiziert.

Feministinnen unterstützen Hollande

150 französische Feministinnen rufen in einem am Mittwoch von der Pariser Tageszeitung "Libération" veröffentlichten Appell dazu auf, im zweiten Durchgang für Francois Hollande zu stimmen. "Wir werden für die Linke stimmen, weil es unsere politische Familie ist", heißt es in dem Dokument. "Die Linke ist eine Alliierte im Kampf der Frauen für ihre Befreiung, denn sie hat die Emanzipation aller Individuen zum Ziel", liest man in dem Appell, der fortfährt: "Es ist an der Zeit, die Politik zu ändern, für die Frauen und für die ganze Gesellschaft. Wir fordern all jene, die sich wünschen, dass die Frauenrechte wieder fortschreiten, dazu auf, sich der Linksstimme anzuschließen, Francois Hollande zu wählen." Unterzeichnet wurde das Dokument auch vom Philosophen und Genetiker Axel Kahn.

Wahlergebnis

Der Sozialist François Hollande gewann die erste Runde mit 28,6 Prozent der Stimmen vor Nicolas Sarkozy (27,2 Prozent). Die Rechtsextreme Marine Le Pen kam auf 17,9 Prozent, der Linkskandidat Jean-Luc Mélenchon auf 11,1 Prozent, der Zentrumspolitiker François Bayrou auf 9,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 80 Prozent.

Während in 95 der 101 Départements am Sonntag gewählt wurde, gingen in den sechs Überseegebieten Französisch-Guyana, Guadeloupe, der Karibikinsel Saint Martin sowie Saint Pierre und Miquelon die Wahlberechtigten schon am Samstag zu den Urnen. Dort siegte ebenfalls Hollande vor Sarkozy.

(APA/Red.)

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