Ukraine: Merkel erwägt EM-Boykott durch Regierung

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Ukraine Merkel erwaegt EMBoykott(c) AP (Markus Schreiber)
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Laut einem Bericht will die deutsche Bundeskanzlerin damit gegen die Inhaftierung der Oppositionellen Julia Timoschenko protestieren. Auch Bundespräsident Fischer nimmt einen Termin in der Ukraine nicht wahr.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt einem Bericht zufolge einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine durch die deutsche Regierung. Sollte die inhaftierte Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko bis zum Beginn der in der Ukraine und in Polen stattfindenden EM in sechs Wochen nicht freigelassen werden, wolle Merkel ihren Ministern empfehlen, den Spielen fernzubleiben, berichtete das Magazin "Spiegel" am Sonntag im Voraus aus seiner neuen Ausgabe. Lediglich für Innenminister Hans-Peter Friedrich in seiner Funktion als Sportminister könnte demnach eine Ausnahme gelten.

Mit scharfer Kritik an Merkel hat die ukrainische Partei der Regionen auf den vorgeschlagenen Transport von Oppositionsführerin Julia Timoschenko nach Deutschland reagiert. Die Kanzlerin habe offenbar für einen Moment "vergessen", dass sie die Bundesrepublik und nicht die Ukraine regiere, betonte Wassili Kisseljow von der Partei des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Die Äußerungen von Angela Merkel seien eine "ungenierte Einmischung in die inneren Angelegenheiten" der Ex-Sowjetrepublik, hieß es in einer am Sonntag in Kiew veröffentlichten Erklärung von Kisseljow.

Auch Fischer bleibt Ukraine fern

Nicht nur der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wird einer Konferenz zentraleuropäischer Staatschefs Mitte Mai im ukrainischen Jalta fernbleiben. Auch Bundespräsident Heinz Fischer habe bereits vor drei Wochen "aus terminlichen Gründen" seine Teilnahme an dem Treffen abgesagt, wie Fischers Sprecherin Astrid Salmhofer bestätigte. Laut "Spiegel" sagte der slowenische Präsident Danilo Türk seinem ukrainischen Kollegen Viktor Janukowitsch ebenfalls ab. Keine Entscheidung trafen demnach bisher die Staatschefs Estlands und Lettlands, Toomas Hendrik Ilves und Andris Berzins.

Timoschenkos Haft politisch motiviert?

Timoschenko, die an Bandscheibenproblemen leidet, verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Die Europäische Union kritisiert ihre Haft als politisch motiviert. Aus Protest gegen ihre Haftbedingungen trat Timoschenko vor mehr als einer Woche in einen Hungerstreik. Über einen möglichen Boykott der EM wird daher seit Tagen diskutiert. Der deutsche Innenminister Friedrich kündigte an, das Spiel Deutschlands gegen die Niederlande in Charkiw, wo Timoschenko im Gefängnis sitzt, nur nach einem vorherigen Treffen mit der 51-Jährigen zu besuchen.

(Ag.)

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