Ukraines Botschafter: EM nicht für politische Ziele nutzen

Archivbild: Ukrainische Flagge
Archivbild: Ukrainische Flagge(c) EPA (Sergey Dolzhenko)
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Der Diplomat in Wien klagt über die voreingenommene Berichterstattung zur Causa Timoschenko. Die Leistungen seines Landes würden ignoriert.

"Die Fußball-EM, die als europäisches Sportereignis betrachtet wird, darf zum Erreichen politischer Ziele nicht ausgenutzt werden." Das hat der ukrainische Botschafter Andrii Viktorowytsch Bereznyi am Freitag gefordert. Die EURO 2012 werde als Instrument benutzt, denn nicht die Errungenschaften des Landes bei der Vorbereitung seien für die Medien von Interesse. Schlüsselthema seien die Verletzung der Menschenrechte und politische Verfolgungen, wobei sich die Medien auf einseitige Quellen berufen.

Im Fall der inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko würden die Argumente der Regierung nicht dargestellt, kritisierte Bereznyi. Die Anstrengungen zur Verbesserung der Haftbedingungen blieben unbemerkt. Die Regierung habe die Behandlung Timoschenkos in einer der besten Gesundheitsanstalten in der Ukraine sichergestellt, setze sich aber auch mit Vorschlägen aus dem Ausland auseinander. Ob Timoschenko zur medizinischen Versorgung ins Ausland gebracht werde, sei immer noch nicht entschieden. Nach derzeitigem Rechtsstand sei das nicht möglich, die Regierung beschäftige sich aber mit dem Thema.

Berenznyi beklagte, die finanziellen und organisatorischen Anstrengungen, die die Ukraine in den vergangenen zwei Jahren zustande gebracht habe, würden in der Berichterstattung nicht berücksichtigt. Wesentliche Vorbereitungen in Infrastruktur und Sicherheit seien bereits getroffen worden.

EM steht außerhalb der Politik

Die Fußball-EM sei ein Ereignis, das außerhalb der Politik stehe. Die erfolgreiche Veranstaltung der EM sei nicht das Ziel einiger politischer Kräfte, sondern das aller Ukrainer und Polen, betonte Bereznyi und ergänzte: "Diejenigen, die die EURO zur Zielscheibe des Drucks auf die Regierung benutzen, werden weder zur Reform des ukrainischen Gerichtswesens noch zur Stärkung der demokratischen Institutionen beitragen."

Der ukrainische Präsident habe auch Bundeskanzler Werner Faymann eingeladen, berichtete Bereznyi. Es liege noch keine Antwort vor, doch wahrscheinlich werde Faymann nicht kommen, bedauerte Bereznyi: "Solche Anlässe sind eine gute Gelegenheit nicht über Fußball, sondern vor allem über bilaterale, politische, europarechtliche Themen zu sprechen." Die österreichische Regierung hatte am Dienstag bekanntgegeben, keine Spiele der Fußball-EM 2012 in der Ukraine besuchen zu wollen.

Bereznyi selbst wird bei keinem Spiel vor Ort anwesend sein, sondern in Wien die Stellung halten und an öffentlichen Live-Übertragungen von Spielen der EURO 2012 teilnehmen.

(APA)

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