Rumänien: Neue Regierung, alte „Krokodile“

(c) REUTERS (BOGDAN CRISTEL)
  • Drucken

Angekündigt hatte Premier Ponta die „ehrlichste Regierung jemals“. Rechtschaffenheit soll laut Ponta eines der Auswahlkriterien seiner Minister gewesen sein. Davon blieb wenig übrig.

Belgrad/Bukarest/Ros. Rumäniens Regierungen kommen, Rumäniens Regierungen gehen – und das Bukarester Krisenkarussell dreht sich unerbittlich weiter. Mit dem Sozialisten Viktor Ponta hat zu Wochenbeginn bereits der dritte Premier dieses Jahres im gebeutelten Karpatenstaat die Amtsgeschäfte übernommen. Die „ehrlichste Regierung, die es je gab“ hatte der 39-jährige Jungpremier angekündigt – und nun mit seinem aufgeblähten Kabinett jegliche Hoffnung auf einen Neubeginn im Bukarester Politlabyrinth früh erstickt. Auch er setzt auf alte Kader – und skandalerprobte Partei-Krokodile.

Rechtschaffenheit soll laut Ponta eines der Auswahlkriterien seiner Minister gewesen sein: Er habe deren Lebenslauf „streng unter die Lupe“ genommen. Vielleicht hatte der Jurist etwas übersehen: Zwei seiner mit dem Recht ins Gehege gekommene Kandidaten musste er schon vor ihrer Vereidigung austauschen. So hatte sich ausgerechnet seine Frau für das Bildungsministerium mit falschen Lorbeeren einer US-Elite-Uni geschmückt.

Mussolini-Fan

Auch der neue Außenminister Andrei Marga scheint kein Fettnäpfchen zu scheuen. Erst verglich der 66-Jährige zu Wochenbeginn Staatschef Traian Basescu mit dem italienischen Faschistenführer Benito Mussolini. Dann pries er Russlands autoritären Staatschef Vladimir Putin als „äußerst fähigen Menschen“: „Es wäre gut, wenn die europäischen Spitzenpolitiker so kompetent wie Putin wären.“

Von seinem eloquenten Chef Ponta sind derartige Fehltritte kaum zu erwarten. Doch genauso wie der Hobby-Rallyefahrer gerne einen scharfen Reifen fährt, drängt der Zögling des einstigen Premiers Adrian Nastase ungeduldig an die Futtertröge: Trotz der Warnungen des sozialistischen Alt-Präsidenten Ion Iliescu vor einer „voreiligen“ Regierungsübernahme griff der Karrierist nach dem erfolgreichen Misstrauensantrag gegen den früh gescheiterten Premier Mihai Razvan Ungureanu nur wenige Monate vor Ablauf der Legislaturperiode entschlossen nach Schalthebeln der Macht. Economist Seite 16

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.