"Ein Desaster": Wütender TV-Auftritt des CSU-Chefs

CSUChef kritisiert Merkel Desaster
CSUChef kritisiert Merkel Desaster(c) EPA (PETER KNEFFEL)
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Einen Tag nach dem Wahldebakel der CDU im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen wettert CSU-Chef Seehofer gegen die Regierung - und gab sich offen wie selten: "Sie können das alles senden."

Einen Tag nach dem Wahldebakel der CDU im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist CSU-Chef Horst Seehofer mit der schwarz-gelben Koalition in Berlin hart ins Gericht gegangen. "Wir sollten etwas nicht schönreden, was nicht schön ist. Das ist die bittere Wahrheit, das war ein Desaster gestern", sagte Seehofer am Montagabend im ZDF-"heute-journal". Eindringlich forderte Seehofer Konsequenzen für die Arbeit der Koalition in Berlin.

Richtig zur Sache kam Seehofer aber erst nach dem offiziellen Interview, also "off the records". Nach dem Hinweis des Journalisten, dass das Gesagte viel spannender sei, als das offizielle Gespräch, meinte Seehofer: "Sie können das alles senden." Er habe nichts zu verbergen.

"Mir geht das alles zu zäh"

Angesprochen auf die "Baustellen" in der Koalition, meinte Seehofer: "Dies alles wird doch seit Wochen hin und her und rauf und runter diskutiert, das muss jetzt ein Ende haben." Nachsatz: "Aber das geht mir alles zu zäh."

"Meine Antwort ist schlicht darauf, dass wir jetzt nicht so tun, als wäre gestern nichts passiert, sondern wir müssen daraus Konsequenzen ziehen", sagte der CSU-Vorsitzende. "Ich bin nicht mehr bereit, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Wir müssen besser werden, auch in Berlin." Erneut forderte er ein Treffen der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und FDP, um die dringendsten Probleme wie Energiewende, Vorratsdatenspeicherung und Betreuungsgeld zu lösen.

"Weggeschmolzen wie ein Eisbecher"

Dem deutschen Umweltminister Norbert Röttgen, dem gescheiterten CDU-Spitzenkandidaten in Nordrhein-Westfalen, warf Seehofer schwerste Fehler und Versäumnisse vor. "Der Röttgen hat gegen die Frau (SPD-Ministerpräsidentin Hannelore) Kraft mit einem Verhältnis 37 zu 34 Prozent begonnen", sagte er im Hinblick auf die Ausgangsposition. "Und innerhalb von sechs Wochen ist das weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht."

Als größten Fehler bezeichnete Seehofer die fehlende Bereitschaft Röttgens, sich auch im Falle einer Wahlniederlage auf Nordrhein-Westfalen festzulegen. Er habe Röttgen gewarnt, dass es nicht dessen private Entscheidung sei, ob er nach Nordrhein-Westfalen gehe oder nicht, das träfe die ganze Union, sagte Seehofer. "Ich habe mit ihm gesprochen, persönlich und über die 'Bild'-Zeitung und persönlich hat er mich dann abtropfen lassen. Die Kanzlerin war ja dabei." Dass die Wähler ein solches Verhalten nicht hinnehmen würden, habe er geahnt, so Seehofer.

(APA/Red.)

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