Deutschlands gefeuerter Umweltminister, Norbert Röttgen, möchte sich nun öffentlich zu seiner in der CDU umstrittenen Entlassung äußern.
Wien/Berlin/Hd. Nach vier Tagen, die man je nachdem als Nachdenkpause oder als Schockstarre interpretieren kann, gibt es nun doch noch eine Reaktion von Deutschlands gefeuertem Umweltminister Norbert Röttgen auf seine in der deutschen Politik unüblich rüde Entlassung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und diese Reaktion fällt kämpferisch aus.
„Röttgen plant den Gegenschlag“, titelte die „Bild am Sonntag“ bereits; was allerdings die Aussagen des baldigen Exministers und von Menschen aus dessen Freundeskreis zuspitzt (wer exakt was gesagt hat, lässt die „Bild“ im Unscharfen). An Fakten lässt sich soviel destillieren: Röttgen, der vergangenen Sonntag als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eine krachende Niederlage erlitten hat, will seinen Platz als stellvertretender CDU-Chef bis zum Wahlparteitag im Dezember behalten. Das heißt, er wäre bis dahin Stellvertreter jener Frau, die ihn gerade eher unsanft vor die Tür gesetzt hat: Angela Merkel. Es war die erste derartige Entlassung, seit sie vor sechseinhalb Jahren Kanzlerin wurde. Eine gedeihliche Zusammenarbeit für die ohnehin von mehreren verlorenen Landtagswahlen gebeutelte Partei lässt diese Konstellation nicht erwarten.
Zum anderen will Röttgen offenbar bei der Bundestagswahl 2013 erneut um einen Sitz im Parlament kandidieren. Dass er auf die Landesliste kommt, ist keinesfalls unwahrscheinlich, denn einige hochrangige Mitglieder aus seinem Landesverband Nordrhein-Westfalen haben ihrem einstigen Chef in den letzten Tagen demonstrativ den Rücken gestärkt.
Merkels „Klügster“ wurde illoyal
Zu guter Letzt will Röttgen angeblich das Bild, das in den Medien von den Umständen seiner Entlassung gezeichnet wurde, korrigieren. Derzeit stellt sich dieses Bild folgendermaßen dar: Je näher die Wahl gerückt war, desto deutlicher hatte sich ein Debakel für Röttgen abgezeichnet. Dies bewog ihn dazu, die Wahl als Abstimmung über Angela Merkels Sparpolitik zu stilisieren – und der Kanzlerin somit zumindest eine Mitschuld an der Niederlage unterzuschieben.
Diese Illoyalität konnte die Kanzlerin ihrem „Klügsten“ nicht durchgehen lassen, und so schlug sie ihm den „gesichtswahrenden“ Rücktritt vor, damit sie ihn nicht entlassen müsse – wohl wissend, dass der Akt der Entlassung auch sie nicht ins beste Licht rücken würde. Röttgen lehnte ab, was deutsche Medien als letzten Akt der Insubordination werteten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2012)