Nato-Gipfel. Kanzler konnte vor Blitzbesuch keine bilateralen Treffen organisieren.
Chicago/Cu. Vor seinem Last-minute-Trip zum Nato-Gipfel nach Chicago, den er erst auf Drängen von US-Botschafter William Eacho gebucht hatte, konnte Werner Faymann keine bilateralen Treffen mehr einfädeln. Der Bundeskanzler wird sich am heutigen Montag mit flüchtigen Begegnungen und formalisierten Arbeitssitzungen begnügen müssen. Zu Frankreichs neuem Präsidenten, François Hollande, oder gar Barack Obama wird Faymann nicht viel mehr als „Hello“ sagen können.
Zu Wort wird sich Faymann jedoch im Kreis der Regierungschefs melden können: ein Mal in einer unterstützenden Erklärung zur Fortführung des Engagements in Afghanistan und ein zweites Mal in einem Statement zur Rolle der Nato-Partner. Österreich erklärt sich bereit, afghanische Polizistinnen von 2014 bis 2016 mit 18 Millionen Euro zu unterstützen. Doch die Summe beeindruckt die US-Gastgeber vermutlich genauso wenig wie die Präsenz von drei österreichischen Stabsoffizieren in Kabul. Respektiert und deshalb nach Chicago eingeladen wird Österreich wegen des Bundesheereinsatzes im Kosovo.
13 von insgesamt mehr als 40 Partnerländern hat die Nato nach Chicago gebeten. Als Zeichen der Anerkennung, und weil US-Präsident Obama Partnerschaften dieser Art ausbauen will. Mit Alleingängen, das haben die Amerikaner im Irak gelernt, kommen sie nicht weit. Doch seit der Libyen-Mission wissen die USA auch besser denn je, dass die Nato-Maschinerie ohne sie nicht läuft.
Anwesend sind in Chicago auch Verteidigungsminister Norbert Darabos und Außenamtsstaatssekretär Wolfgang Waldner. Der Diplomat hat sich Einzeltreffen organisiert: mit den Außenministern Georgiens, Armeniens, Islands und Kanadas.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2012)