Historische Wahl: Ägypter stehen Schlange

Historische Wahl: Ägypter stehen Schlange
Historische Wahl: Ägypter stehen Schlange(c) REUTERS (Ammar Awad)
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Die erste Präsidentenwahl seit dem Sturz Mubaraks hat begonnen. Am Vorabend der Wahl wurde ein Polizist bei einem Schusswechsel zwischen Anhängern unterschiedlicher Kandidaten getötet.

In Ägypten hat am Mittwoch die erste Präsidentenwahl seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak während des "Arabischen Frühlings" vor über einem Jahr begonnen. Mehr als 50 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, bis Donnerstag einen neuen Staatspräsidenten zu wählen.

Vor vielen Wahllokalen in Kairo bildeten sich schon vor der Öffnung lange Menschenschlangen. Zum Auftakt blieb es  friedlich. Am Vorabend der Wahl wurde in Kairo jedoch ein Polizist erschossen. Der Beamte geriet im Armenviertel Shubra in einen Schusswechsel zwischen Anhängern unterschiedlicher Kandidaten.

Einige Beobachter berichteten über Versuche der Wahlleiter, die Wähler zugunsten eines bestimmten Kandidaten zu beeinflussen. "Unsere Wahlbeobachter haben selbst gehört, wie Mitglieder der Wahlkommission einzelnen Wählern, die nicht lesen können, gesagt haben, wo sie ihr Kreuz machen sollen", sagte Sherin Talaat von der Kampagne des Kandidaten Khaled Ali.

Zu einem Boykott der Wahl hatten einige der sogenannten Revolutionsgruppen aufgerufen, die mit ihren Protestaktionen im vergangenen Jahr den Rücktritt von Staatschef Hosni Mubarak nach dreißigjähriger Herrschaft erzwungen hatten. Sie protestierten damit gegen den Obersten Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, der nach dem Rücktritt Mubaraks im Februar 2011 die Macht übernommen hatte.

Stichwahl wahrscheinlich notwendig

In der ersten Runde treten zwölf Kandidaten an. Erzielt keiner von ihnen die absolute Mehrheit, findet Mitte Juni eine Stichwahl zwischen den beiden stimmenstärksten Bewerbern statt.

Zu den Favoriten zählen der Ex-Außenminister und frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, und der letzte Regierungschef Mubaraks, Ahmed Shafik. Gute Chancen können sich auch der unabhängige Islamist Abdel Moneim Abul Futuh und der offizielle Kandidat der Muslimbrüder, Mohammed Mursi, ausrechnen.

Der Sieger soll am 21. Juni feststehen. Danach will der seit Mubaraks Sturz im Februar 2011 herrschende Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi die Macht abgeben. Aus den Parlamentswahlen waren islamistische Parteien als klare Sieger hervorgegangen.

(Ag.)

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