Oskar Deutsch, Präsident der Kultusgemeinde, verlangt von Verteidigungsminister Darabos eine Entschuldigung für sein "unqualifiziertes Israel-Bashing".
[WIEN/KUFSTEIN/CU/IB] Eigentlich wollte Oskar Deutsch, der neue Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), gar nichts zu der Affäre sagen. Doch jetzt, wo Verteidigungsminister Norbert Darabos sein „unqualifiziertes Israel-Bashing" bekräftige und die Kritik des Simon-Wiesenthal-Zentrums ins Lächerliche ziehe, könne er nicht länger schweigen, erklärte Deutsch der „Presse".
„Es ist nun an der Zeit, dass Bundeskanzler und Vizekanzler den Verteidigungsminister zur Vernunft bringen." Darabos müsse sich entschuldigen und seine beleidigenden Aussagen zurücknehmen.
Der SPÖ-Politiker hatte Israels Außenminister Avigdor Lieberman in der „Presse am Sonntag" als unerträglich bezeichnet. Eine solche Respektlosigkeit sei absolut unüblich und unziemlich, sagte Deutsch.
„Ignorant und zynisch"
Mehr noch ärgert er sich über Darabos „Verharmlosung der iranischen Atomgefahr". Der israelischen Regierung vorzuwerfen, ein Feindbild Iran aufzubauen, um von inneren sozialen Konflikten abzulenken, sei einfach nur geschmacklos. „Entweder ist Darabos ignorant, zynisch oder beides", meinte der Präsident der Kultusgemeinde. Offenbar wisse der Verteidigungsminister nicht, wie gefährlich die Lage für Israel sei. Erst unlängst habe der iranische Generalstabschef Hassan Firouzabadi Israel mit der vollständigen Vernichtung gedroht. „Wir Juden haben gelernt, solche Drohungen ernst zu nehmen", sagte Deutsch.
Als Antisemiten betrachtet der IKG-Chef den Verteidigungsminister jedoch nicht. Darabos müsse für sein Eintreten gegen rechtsextreme Umtriebe und für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Heer gelobt werden, so Deutsch. „Doch offenbar hat er Probleme mit lebenden Juden."
Shimon Samuels, Direktor für Internationale Angelegenheiten des Simon-Wiesenthal-Zentrums, hatte Darabos in der "„Jerusalem Post" des „modernen Antisemitismus" bezichtigt und dessen Rücktritt verlangt. Am Rande einer internationalen Katastrophenschutzübung in Kufstein bezeichnete der Verteidigungsminister die Vorwürfe am Donnerstag als absurd. „Ich bin ein Antifaschist reinsten Wassers.