Was Österreichs Beziehung zu Israel schon ausgehalten hat

Bruno Kreisky, Kurt Waldheim, Jörg Haider: Drei Namen, die das alles andere als einfache Verhältnis illustrieren.

Israels Außenminister „unerträglich“? Auf den ersten Blick wirkt die Aussage von Verteidigungsminister Norbert Darabos wie ein Paukenschlag in den israelisch-österreichischen Beziehungen. Aber wenn man in die Vergangenheit blickt, haben diese Beziehungen – die 1960 die diplomatische Vollwertigkeit erlangten und lange alles andere als gut waren – schon ganz andere Affären und Wortspenden ausgehalten. Ein Meister in der Klasse Wortspenden war Kanzler Bruno Kreisky: „Die Juden sind kein Volk, und wenn, dann ein mieses“, ist sein bekanntester Beitrag.

Doch waren es weniger seine Worte, sondern seine Taten, die in Israel Entsetzen auslösten, vor allem seine Nähe zu Palästinenserführer Jassir Arafat. Österreich erkannte als erster westlicher Staat die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO an. Dass ausgerechnet der Jude Kreisky half, Israels Staatsfeind Nr. 1 salonfähig zu machen, stieß in Jerusalem sauer auf. Israel hat freilich später selbst mit Arafat verhandelt und Abkommen geschlossen.

Einen Tiefpunkt der Beziehungen unter Kreisky markierte 1973 dessen Schließung des Durchgangslagers Bad Schönau, über das Juden aus der Sowjetunion nach Israel auswanderten. Arabische Terroristen hatten in einem Zug mit Auswanderern Geiseln genommen, als Preis für die Freilassung schloss Kreisky das Lager.

Der nächste Tiefpunkt erfolgte 1986 mit der Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten. Israel zog seinen Botschafter ab. Mit der Angelobung Thomas Klestils als Nachfolger Waldheims im Juli 1992 wurde die Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Beziehungen verbunden, die sich auch erfüllte und in einem viel beachteten – und akribisch beobachteten – Besuch Klestils in Israel ihren Ausdruck fand. Kurz davor bekundete Israels damaliger Außenminister Schimon Peres in Wien: „Die Beziehungen könnten nicht besser sein.“

Vorangegangen war allerdings der historische Besuch von Kanzler Franz Vranitzky – der erste eines österreichischen Regierungschefs, der in einer Rede an der Hebräischen Universität Jerusalem ein Bekenntnis zur Mitverantwortung von Österreichern an den NS-Verbrechen ablegte. Sieben Jahre später zog Israel noch einmal seinen Botschafter ab: als Reaktion auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ. Doch auch diese Episode ist mittlerweile längst Geschichte.

Auf Darabos' Sager reagierte Israels Regierung übrigens bisher nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2012)

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