Syrien: Regierung weist Verantwortung für Massaker zurück

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Syrien(c) AP (Anonymous)
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In Syrien wurden bei einem Angriff auf Zivilisten mehr als 90 Menschen getötet, darunter mehr als 30 Kinder.

Die syrische Führung hat jegliche Verantwortung für das Massaker in der Stadt Houla im Zentrum des Landes mit mehr als 90 Toten zurückgewiesen. "Wir weisen die Verantwortung für dieses terroristische Massaker gegen unser Volk vollständig zurück", sagte ein Sprecher des syrischen Außenamtes am Sonntag in der Hauptstadt Damaskus. Zur Untersuchung der Gräueltaten sei eine Kommission eingesetzt worden, die sich binnen weniger Tage dazu äußern solle. Das Massaker löste in der internationalen Gemeinschaft Entsetzen aus und verstärkte die Rufe nach einem Rücktritt von Präsident Bashar al-Assad.

Der Sprecher des syrischen Außenministeriums kündigte für Montag einen neuen Besuch des Syrien-Sondergesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, in Damaskus an. Der Friedensnobelpreisträger und frühere UNO-Generalsekretär solle dort mit ranghohen Regierungsvertretern zusammenkommen. Syrien strebe eine "Rückkehr zum Dialog und an den Verhandlungstisch" an, sagte der Sprecher. Annan hatte am Freitag mitgeteilt, eine neue Einladung nach Syrien zu prüfen.

UNO-Beobachter hatten am Samstag bestätigt, dass bei einem Artillerieangriff der Regimetruppen in der zentralen Provinz Homs mehr als 90 Menschen getötet worden waren, ein Drittel von ihnen Kinder. Die USA und andere westliche Staaten sprachen von einem "Massaker", UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und Annan verurteilten das "empörende und schreckliche Verbrechen" als Verletzung des Völkerrechts.

"Die internationale Gemeinschaft muss mit einer Stimme sprechen und ein Ende des Blutvergießens fordern", schrieb die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in einer am Sonntag in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Gemeinsam müsse Assad zum Abgang gedrängt werden, um eine "demokratische Wende" zu ermöglichen.

Der Granaten- und Raketenbeschuss in der Ortschaft Houla am Freitag hatte sich nach Augenzeugenberichten zunächst gegen einen friedlichen Anti-Assad-Protest gerichtet. Danach hätten die Truppen die Wohnhäuser im Ortsteil Taldau unter massives Artilleriefeuer genommen.

Bereits am Samstag machte sich weltweite Empörung Luft. US-Außenministerin Hillary Clinton forderte in einer Erklärung die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf den syrischen Präsidenten Assad und "seine Spießgesellen" zu erhöhen. "Deren Herrschaft durch Mord und Angst muss ein Ende haben", forderte Clinton.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle verlangte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. "Es ist schockierend und empörend, dass das syrische Regime seine brutale Gewalt gegen das eigene Volk nicht einstellt", hieß es in seiner Erklärung. UNICEF-Sprecherin Sarah Crowe erklärte: "Dieses empörende Verbrechen gegen kleine Kinder, die nichts mit diesen Kämpfen zu tun haben, unterstreicht die erneute Dringlichkeit, eine Lösung für diesen Konflikt zu finden."

In der syrischen Hauptstadt Damaskus waren unterdessen Sonntag früh mehrere Explosionen zu hören. Bei einem Bombenanschlag auf ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte seien mehrere Insassen verletzt worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. In mehreren Gebieten am Rande von Damaskus sei es zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Rebellen gekommen. Aktivisten in Syrien berichteten darüber hinaus von heftigem Gewehrfeuer im Umkreis der Kontrollpunkte des Ortes Kanaker bei Damaskus.

In Syrien gibt es seit mehr als einem Jahr einen Aufstand gegen die Führung von Präsident Assad, den dieser blutig niederschlagen lässt. Laut Menschenrechtsaktivisten wurden bisher mehr als 12.000 Menschen getötet. Eine seit Mitte April offiziell geltende Waffenruhe wird trotz der Anwesenheit von rund 270 UNO-Beobachtern in Syrien nicht eingehalten. Der Vorfall in Houla war allerdings einer der folgenschwersten seit Beginn des Aufstands gegen Assad.

(APA)

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