Spindelegger bei Sultan: Kein Religionskrieg in Nigeria

Außenminister Spindelegger in Nigeria
Außenminister Spindelegger in Nigeria(c) APA/photonews.at/Georges Schneid (Photonews.at/Georges Schneider)
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Die Welt müsse den Islam verstehen, meinte der Sultan von Sokoto. Muslime und Christen führen keinen Krieg.

Mit großem Sicherheitsaufgebot ist Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (V) am späten Freitagnachmittag im Sultanat Sokoto, im Norden Nigerias, empfangen worden. Auch bei seiner letzten Station der insgesamt viertägigen Reise durch Nigeria setzte Spindelegger den Fokus auf interreligiösen Dialog. "Muslime und Christen führen keinen Krieg", war sich der Sultan, Alhaji Muhammad Sa'ad Abubakar sicher. Das "größte Problem der Welt" sei der "Mangel an Verständnis".

Die Welt müsse verstehen, "wer wir sind und was nicht", wiederholte der Sultan mehrmals. Er betrachte es deshalb als seine Aufgabe, die Menschen über Nigeria und den Islam zu informieren. "Muslime töten keine Christen und Christen töten keine Muslime", so der Sultan, der gleichzeitig auch Präsident des Obersten Rates für Islamische Angelegenheiten in Nigeria (NSCIA) ist. Die Welt müsse auf den "liberalen Islam schauen. Gemeinsam können wir dann die teuflischen Kräfte bekämpfen".

Die blutigen Anschläge der radikal-islamischen Terrorgruppierung Boko Haram, die vom Norden Nigerias aus operiert, hat der NSCIA merhmals verurteilt. Sie richten sich sowohl an öffentliche Einrichtungen, internationale Organisationen, Kirchen oder liberale Muslime. Durch die Unruhen will Boko Haram das Land destabilisieren, einen islamischen Staat errichten und die Scharia im gesamten Land einführen.

Nigeria "stark und vereint"

Nigeria sei aber "stark und vereint", verwendete der Sultan die selben Worte wie bereits am Vormittag Außenminister Olugbenga Ashiru auf die Frage seiner Einschätzung der Zukunft des Landes, das mit 170 Millionen das bevölkerungsreichste Afrikas ist. Der NSCIA würde sowohl die Gouverneure der 36 Bundesstaaten beraten als auch die Regierung, mit dem Ziel, einen friedlichen Dialog zu fördern.

Sokoto war seit 1808 Hauptstadt des Kalifats von Sokoto, das von Usman dan Fodio während seines Jihads zwischen 1804 und 1812 gegründet wurde und weite Teile Nordnigerias beherrschte, bis es 1903 von den Briten unter Frederick Lugard geschlagen wurde. Muhammad Sa'ad Abubakar ist der 20. Sultan von Sokotound seit drei Jahren im Amt.

Der Besuch Spindeleggers in Sokoto, dessen Wichtigkeit der Sultan mehrmals betonte, ist der erste dieser Art eines österreichischen Politikers überhaupt. Schon der Empfang - mit "Hofkapelle" bestehend aus tropetenähnlichen, lokalen Instrumenten und Trommeln - spiegelte die Freude des Sultans über seinen Besuch wider. Mehrmals bezeichnete er den Vizekanzler als "Freund" und äußerte sein Bedauern darüber, dass dieser nicht länger bleiben könne.

Der Kurzaufenthalt im Sultanat bildete den Endpunkt der Reise des Außenministers, bei der er unter anderem Nigerias Staatsoberhaupt Jonathan Goodluck, sowie andere politische und religiöse Vertreter traf.

(APA)

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