Burma: Jagd auf muslimische Minderheit

(c) AP (Khin Maung Win)
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Die Lage in Westburma wird immer angespannter: Der Mord an einem Mädchen führte zu schweren Unruhen zwischen Buddhisten und Muslimen. Bangladesch drängte Bootsflüchtlinge in burmesische Gewässer zurück.

Bangkok. Die Lage in Westburma wird immer angespannter: Am Montag patrouillierten Militäreinheiten und Polizisten in mehreren Städten und Dörfern im Bundesstaat Rakhine, nachdem am Sonntag in der Region das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Die Behörden haben nach schweren Zusammenstößen zwischen muslimischen und buddhistischen Bewohnern eine abendliche Ausgangssperre verhängt. Die UNO hat begonnen, Mitarbeiter aus der betroffenen Region abzuziehen.

Die Ausschreitungen haben vor eineinhalb Wochen nach dem Mord an einem Mädchen begonnen, das der überwiegend buddhistischen Rakhine-Ethnie angehört. Für die Tat wurden schnell Rohingya verantwortlich gemacht, Muslime, die ethnisch und kulturell Menschen im benachbarten Bangladesch ähneln. Ein aufgebrachter buddhistischer Mob hat daraufhin einen Bus gestoppt und zehn Rohingya zu Tode geprügelt. Es folgten Vergeltungsaktionen, bei denen Rohingya am Wochenende hunderte Häuser und Geschäfte von Rakhine niederbrannten; es gab zahlreiche Tote.

Nicht als Staatsbürger anerkannt

Geschäfte und Schulen in der Region blieben am Montag geschlossen. Die meisten Bewohner haben sich in ihren Häusern verschanzt, auf den Straßen waren vereinzelt Männer zu sehen, die mit Schwertern bewaffnet waren.

Die Behörden in Bangladesch haben derweil mehr als 300 Rohingya-Bootsflüchtlinge in burmesische Gewässer zurückgedrängt. „In den Booten waren vor allem Frauen und Kinder, viele von ihnen haben geweint und sahen extrem verängstigt aus“, wird ein Grenzschützer zitiert.

Die Rohingya sind eine der am stärksten verfolgten Minderheiten weltweit. Geschätzt eine Million von ihnen leben im Rakhine-Staat. Sie selbst bezeichnen sich als alteingesessene Bewohner, die vor 1000 Jahren zum Islam konvertierten. Die Rohingya besitzen eine eigene Kultur und sprechen eine eigene Sprache, die mit Bengali-Dialekten in Bangladesch verwandt ist.

Burmas Regierung erkennt sie jedoch nicht als einheimische Volksgruppe an, sondern sieht in ihnen illegale Einwanderer beziehungsweise deren Nachfahren. Rohingya erhalten deswegen nicht die Staatsbürgerschaft und werden begleitet von offenem Rassismus diskriminiert. Burmas Militärherrscher haben mehrfach Truppen in die Region entsandt, um diese ethnisch zu säubern. Dabei kam es immer wieder zu Massakern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2012)

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