Ein UN-Bericht wirft Damaskus vor, gezielt Gewalt gegen Kinder auszuüben und sie sogar zu foltern.
Moskau/Ag. Lange hat sich die Staatengemeinschaft gescheut, den Syrien-Konflikt beim Namen zu nennen. Das ist nun vorbei: Es handle sich um einen „Bürgerkrieg“, in dem die Regierung versuche, weite urbane Gebiete wieder unter Kontrolle zu bekommen, sagte Herve Ladsous, UN-Unter-Generalsekretär für Friedenseinsätze und damit quasi Chef aller Blauhelme. Mittlerweile gebe es nicht nur bestätigte Berichte über den Einsatz von Panzern und Artillerie, sondern auch über Helikopter-Angriffe: „Das nimmt große Dimensionen an.“
Laut UNO kamen in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen ums Leben. Und offenbar richtet sich die Gewalt auch gezielt gegen Kinder. Dies geht aus einem UN-Bericht hervor: Kinder würden verstümmelt und getötet, gefoltert und sexuell missbraucht. Die Täter seien Soldaten, Geheimdienstleute und regierungsnahe Milizen.
Moskau lädt zu Syrien-Konferenz
Ihr Team sei mit schrecklichen Schilderungen über gefolterte und massakrierte Kinder aus Syrien zurückgekehrt, sagte Radhika Coomaraswamy, UN-Sondergesandte für Kinder in bewaffneten Konflikten, der BBC. Kinder hätten sich als menschliche Schutzschilde auf Panzer setzen müssen, damit diese nicht von Aufständischen angegriffen würden. Inhaftierte Mädchen und Buben würden nicht nur geschlagen, sondern auch ausgepeitscht und mit Elektroschocks malträtiert. „So etwas haben wir noch nie gesehen“, sagte Coomaraswamy.
Russland sprach derweil die Einladung zu einer internationalen Syrien-Konferenz in Moskau aus. Im Westen wird die Initiative, zurückhaltend aufgenommen: Zum einen, weil Russland Syriens Machthaber Bashar al-Assad nach wie vor als Verbündeten sieht. Zum anderen, weil in die Konferenz auch der Iran einbezogen werden soll, der die gewaltsame Niederschlagung der Proteste aktiv unterstützt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2012)