Letzte "Wahlfahrt": Hundstorfer singt, Khol will Settele abwerben

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Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol zeigten sich bei der ORF-Wahlfahrt entspannt, gaben aber nicht viel preis. Die Flüchtlingspolitik der Regierung verteidigten beide.

Es war die letzte ORF-"Wahlfahrt" von Hanno Settele, wie er schon vor Beginn der aktuellen Staffel angekündigt hatte. Andreas Khol wollte das so nicht stehen lassen: "Wenn Sie wollen, mach' ich das ein ganzes Monat", schwärmte er am Schluss, und: "Wenn es nicht klappt, mach' ma vielleicht in sechs Jahren wieder eine Wahlfahrt." Worauf Settele drohte: "Die wird dann aber brutal".

"Brutal" war das Format wahrlich nie, es gehörte ja gerade zum Konzept, Politiker mit der lockeren Atmosphäre im Mercedes dazu zu animieren, mehr von sich preis zu geben als in den üblichen Interviews. Khol und SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer zeigten sich in der am Donnerstagabend ausgestrahlten Ausgabe auch durchaus entspannt, doch beide sind viel zu sehr Politprofis, als dass ihnen eine unbedachte Äußerung entkommen könnte.

"Ich bin ein Super-User"

"Dem Amt des Staatsoberhauptes wohnt ein gewisser Showeffekt inne", dozierte Khol und demonstrierte während der gesamten Fahrt, wie sehr er das selbst verinnerlicht hat. Der ÖVP-Kandidat wirkte geradezu aufgedreht, als er ein Selfie mit dem "Chauffeur" schoss ("Sie wissen, ich bin ein Super-User was diese Elektronik betrifft"), Kostproben seines früheren Jobs als Reiseführer gab, und den "verehrungswürdigen Herrn Settele" lobte: "Wir könnten einen Deal machen, ich könnte Sie zum Kabinettsdirektor ernennen".

Khol; Settele
Khol; Settele(c) APA/ORF/NEUMAYR/SB (NEUMAYR/SB)

Hundstorfer präsentierte sich zwar etwas zurückhaltender, sang aber immerhin leise bei "Que Sera, Sera" mit (er hat schließlich "keinen Plan B" für den Fall einer Wahlniederlage) und gab zu, "essenstechnisch leider sehr vielseitig orientiert" zu sein.

Beide Kandidaten verteidigten die Flüchtlingspolitik der Regierung. Nicht ganz glücklich schienen sie mit dem Spiel "Wer hat's gesagt", bei dem restriktive Aussagen zur Ausländerpolitik FPÖ- bzw. Koalitionspolitikern zuzuordnen waren. "Weil ich mir ungefähr vorstelle, was da jetzt kommt", begründete Hundstorfer sein Kopfschütteln, während Khol abzulenken versuchte: "Das ist nicht gut, was Sie da machen, beim Autofahren Lesen". Was mit dem Spiel demonstriert wurde, nämlich die Annäherung der Regierung an langjährige Forderungen der Freiheitlichen, begründeten Khol und Hundstorfer mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen. Ein bisschen Kritik an der aktuellen Politik übte der SPÖ-Kandidat aber doch: Angesichts der Bilder von der griechisch-mazedonischen Grenze müsse sich Europa "sehr gemeinsam genieren".

"Macht nachdenklich, dass man als 64-Jähriger Personalreserve ist"

Mit seiner Rolle als "Personalreserve" der SPÖ hat Hundstorfer nach eigenen Angaben leben gelernt, es mache aber "manchmal nachdenklich, dass man als 64-Jähriger Personalreserve ist." Khol hingegen beteuerte, überhaupt kein Problem damit zu haben, nach Erwin Pröll zweite Wahl gewesen zu sein.

Nach einem Stopp auf einem Salzburger Bauernhof, bei dem Khol Kühe ablichtete, erzählte er von einem seiner Söhne, einem Veterinär, der als Kind von einer schönen Kuh geschwärmt habe. "Und ich hab' ma gedacht, Herrgott, so hab' ich in dem Alter von die Weiber g'redet ... äh, von den Mädchen." Nicht so redefreudig war Khol beim Thema Religion: "Das ist meine Privatsache".

Der Schluss gehörte Settele allein: Zu den Klängen von "Everyone's A Winner" band er sich die rot-weiß-rote Schärpe um und brauste in den Sonnenuntergang davon.

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