Khol-Schwiegertochter: "Feminismus ist extremistisch behaftet"

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Khol-Schwiegertochter: "Feminismus ist extremistisch behaftet"Jakob Glaser / ÖVP
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Andreas Khol im Doppel-Interview mit seiner Schwiegertochter, der türkischstämmigen RTL-Moderatorin Nazan Eckes.

Frau Eckes, Ihr Schwiegervater hat sich 2001 als „nicht mehrheitsfähig“ bezeichnet. Er sei „zu kantig, zu grob, zu tirolerisch“.

Nazan Eckes: Ich mag kantige Menschen ja sehr gerne. Sie haben Charakter, eine Überzeugung. Ich habe meinen Schwiegervater als weltoffenen, modernen Menschen kennen gelernt. Er steht zu seinen Werten, im Privaten und in der Politik. Wir sind nicht immer einer Meinung, und das ist herrlich.

Wo denn nicht?

Eckes: In einigen Dingen. In Alltagssituationen sind wir uns eh einig, aber bei politischen Diskussionen, da habe ich oft andere Ansichten und das finde ich auch wichtig. Es ist herausfordernd für meinen Geist, bei der Familie Khol zu sitzen.

Herr Khol, Sie binden Ihre Familie proaktiv in den Wahlkampf ein. Haben Sie das Gefühl, Sie schaffen es nicht alleine?

Khol: Mein Image als tiefschwarzer, konservativer Kampfmensch hat sich verfestigt. Das möchte ich ändern, indem ich zeige, dass ich nicht nach dieser Schablone lebe. Ich bin ein bunter Schwarzer.

Aber man wählt den Kandidaten, nicht seine Familie.

Khol: Nein, aber jeder Kandidat wird dadurch plastischer. Wenn man mich persönlich kennen lernt, höre ich oft: „Jetzt finde ich Sie sympathisch“.

Frau Eckes, würden Sie sich als Feministin bezeichnen?

Eckes: Dieser Begriff ist extremistisch behaftet, daher würde ich nicht so weit gehen. Aber ich setze mich für Frauenrechte ein – gerade weil ich in der türkischen Kultur aufgewachsen bin und es als Kind immer wieder mit Schranken zu tun hatte. Ich hatte zwar liberale Eltern, aber ich habe nicht zu allem Ja und Amen gesagt. Das beinhaltet schon etwas Feministisches.

Khol: Sehen Sie, wie sich unsere Ansichten ähneln?

Sie haben auf diese Frage schon mit Ja und Nein geantwortet.

Khol: Ja, weil mir manches zu weit geht. Aber ich teile die feministischen Ziele zu 90 Prozent.

Was sind denn die restlichen 10 Prozent?

Khol: Das übertriebene Gendern, das Binnen-I. Und die Kampfemanzipation, bei der das Ziel ist, allein zu bleiben. Es braucht aber immer einen Partner, egal ob er homo- oder heterosexuell ist.

Eckes: Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, vor allem allein erziehende Mütter, die nicht alleine leben wollen. Ich kenne aber überzeugte Singles. Ich bin jedoch ein Beziehungsmensch und finde es schön in einer Gemeinschaft zu leben.

Aber im Feminismus geht es nicht darum, per se ohne Partner zu leben.

Khol: Die Ziele der Gleichberechtigung sind für mich kein Problem.

Ihr Schwiegervater hat auf die Frage, ob er für einen EU-Beitritt der Türkei ist, gemeint: Not in my lifetime. Was würden Sie darauf antworten?

Khol: Und was habe ich dazu gesagt? Ich kann mir eine privilegierte Partnerschaft vorstellen.

Eckes: Jetzt könnte ich Ihnen unterstellen, dass die Frage meinen Nationalstolz trifft. Tut es aber nicht. Um diese Frage geht es schon gar nicht mehr. Die Türkei muss jetzt zu ihren demokratischen Werten zurückfinden. Davon sind wir derzeit weit entfernt.

Wie ist das Image Österreichs in Deutschland beim Thema Flüchtlinge?

Eckes: Es wird in Deutschland so wahrgenommen, dass Österreich ein bisschen mit dem erhobenen Zeigefinger nach Deutschland schaut und sagt: Auch ihr müsst die Obergrenze einführen. Ich sehe es von einer humanitären Seite und engagiere mich. Politiker müssen aber strategisch denken. Allerdings finde ich es schade, dass es noch keine europäische Lösung gibt, und dass man sich nun gegenseitig ermahnt.

Österreichs Regierung will quasi den Notstand ausrufen, um Asylanträge nicht annehmen zu müssen. Argumentiert wird mit der inneren Ordnung und Sicherheit. Haben Sie das Gefühl, dass sie gefährdet ist?

Eckes: Meiner Meinung nach nicht. Aber ich verbringe auch wenig Zeit hier. Es ist nachvollziehbar, dass der Staat für Sicherheit sorgen will. Das ist er seinen Bürgern auch schuldig. Aber man darf nicht nur mit Polizei- und Militärpräsenz Sicherheit gewährleisten. Man muss auch Begegnungspunkte zwischen der Bevölkerung und Flüchtlingen schaffen.

Khol: Du bist ein politisches Naturtalent. Du hast genau das beschrieben, was hinter dem Notstandsbegriff der Europäischen Union steht. Da steht drin, dass die Sicherheit gewährleistet sein soll. Es müssen die Systeme funktionsfähig gehalten werden.

Rechtsexperten sind kritisch, ob dieser Notstand tatsächlich besteht.

Khol: Es ist immer eine Interpretationsfrage.

Ihre Schwiegertochter hat einen sehr humanitären Ansatz. Sie haben gesagt, die Nächstenliebe darf nicht zur Fernstenliebe werden.

Khol: Jetzt hören Sie bitte mit diesen alten Geschichten auf!

Wieso alt? Sie haben das im Jänner gesagt.

Khol: Ja, aber und ich habe es dieses Missverständnis bereits mehrfach richtig gestellt. Und Kardinal Schönborn hat gesagt, dass er mir meine christliche Gesinnung nicht abstreitet.

Würden Sie sagen: Der Islam gehört zu Deutschland, zu Österreich?

Eckes: Es gibt so viele muslimische Menschen in Europa: also ist der Islam ein Teil Europas. Ob man das will oder nicht. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Die freie Ausübung von Religionen ist wichtig. Aber auch, dass die Menschen die Leitkultur zumindest respektieren. Auch ohne Sprache kann Integration nicht funktionieren.

Khol: Ich habe differenziert: Der Islam ist eine gesetzlich anerkannte Religion, es leben viele Moslems in Europa, die unseren Grundwertekatalog respektieren. Ich mache aber einen Unterschied zwischen Islam und Islamismus.

Eckes: Ja, das mache ich auch.

Ihr Sohn wächst mit beiden Kulturen auf. Wie würden Sie den Alltag beschreiben?

Eckes: Es läuft sehr spielerisch ab. Er ist eineinhalb Jahre alt, eine Herausforderung wird die Vermittlung der Religionen sein: Meine Mutter wird unserem Sohn die muslimische Religion beibringen. Heidi (Khol, Anm.) wird die christliche Religion näherbringen. Später kann er sich selbst für eine entscheiden.

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