FPÖ und Christentum – eine Erregung

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Die kirchliche Proteste gegen das jüngste Wahlplakat von Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer überraschen nicht.

Wien. Die „Hexenjagd“ von „linken Katholiken“ und „Heuchlern“ widere ihn an. Norbert Hofer kann auch schon einmal in das deftigere Fach wechseln, wenn es gegen (Laien-)Vertreter von Kirchen geht. Wie damals, im Jahr 2009, als es in seiner Funktion als FPÖ-Vizechef Rassismus-Vorwürfe gegen seine Partei abzuwehren galt. Heute sorgt ein Plakatslogan des mittlerweile zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten Avancierten für Proteste. Diesmal nicht ausschließlich von Kirchenseite, sondern sogar von der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

Deren Präsident, Ibrahim Olgun, urteilt so: „Jegliche Art der Instrumentalisierung religiöser Inhalte ist für unsere Gesellschaft nicht tragbar.“ Was war geschehen? „So wahr mir Gott helfe“, ist auf dem Hofer-Plakat unter der Ansage „In Eurem Sinne entscheiden“ zu lesen. Ein expliziter Gottesbezug auf einem Plakat ist in Österreichs jüngerer Vergangenheit tatsächlich ziemlich neu. Entsprechend überrascht hat es offenbar so manche. Erst mit zwei, drei Tagen Verzögerung rollt ein Protestwellchen an.

„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“: Das zweite Gebot (in der Fassung des von Kardinal Christoph Schönborn redigierten katholischen Katechismus) wird Hofer und den Seinen nun entgegengehalten oder auch -geschleudert. Interessant, zu welchen Ehren unvermutet auch die zehn Gebote in politischen Debatten kommen.

Apropos entgegenhalten: Parteichef Heinz-Christian Strache blieb es vor mittlerweile acht Jahren vorbehalten, bei einer Demonstration gegen ein Islamzenturm in Wien mit einem Kreuz in der Hand aufzutauchen. Er habe das Kreuz „als kulturelle Klammer, nicht als theologisches Symbol“ verwendet, erklärte er nachher Kritikern. Für jemanden, der sich selbst als „Kulturchristen“ bezeichnet, vielleicht sogar folgerichtig.

Die Verwendung religiöser Symbole und Begriffe durch die FPÖ hat System. Genau so wie die (freilich erwartbare, mag sein, erhoffte) Aufregung darüber. Besonders hoch schlugen die Wellen, als Strache im Wahlkampf 2013 „Liebe deine Nächsten“ plakatieren ließ.

Am schärfsten in ihrer Ablehnung war am Montag die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer. Gott für politische Ambitionen zu funktionalisieren, sei „zutiefst abzulehnen“. Und: „Wird im Falle eines Wahlsieges von Hofer dieser zum Gottesurteil hochstilisiert?“ Eine Erregung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2016)

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