Van der Bellen: "Unversöhnlichkeit führt ins Verderben"

Van der Bellen: "Unversöhnlichkeit führt ins Verderben"
Van der Bellen: "Unversöhnlichkeit führt ins Verderben"APA/HANS KLAUS TECHT
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Der Präsidentschaftskandidat betont in seiner Rede zum Nationalfeiertag die Bedeutung der Neutralität. Der FPÖ wirft er die Gefährdung von Arbeitsplätzen vor, Hofers Slogan findet er "geschmacklos".

Der grüne Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat sich am Dienstag in seiner Rede zum Nationalfeiertag einmal mehr als unabhängiger Brückenbauer präsentiert. In der österreichischen Politik sei der Respekt verloren gegangen, beklagte er: "Wir sollten wieder lernen, einander zuzuhören". Mit tiefer Sorge erfülle ihn auch, dass sich quer über den Kontinent populistische Stimmen erheben würden, die "das Trennende über das Gemeinsame stellen".

Auch innerhalb von Österreich beobachte man eine "Zunahme von Unversöhnlichkeit". Diese führe "früher oder später ins Verderben", warnte der Hofburg-Kandidat. "Wir müssen lernen, wieder aufeinander zuzugehen und unterschiedlichen Standpunkten grundsätzlich mit Respekt zu begegnen." Derzeit würden sich Menschen mit "mehr oder weniger radikalen Meinungen" oft in die "Echokammern der sozialen Medien" zurückziehen. Dort treffe man nur auf Menschen mit derselben Meinung, der Hass werde so verstärkt.

"Zugegeben, ich hätte gerne morgen zu diesem Tag als gewählter Bundespräsident eine größere Rede gehalten", sagte Van der Bellen. Die Zeiten seien schwierig, die Arbeitslosigkeit zu hoch, gesellschaftliche Veränderungen - nicht zuletzt durch die Flüchtlingskrise - würden den Menschen zu schaffen machen. "Es ist daher wichtig, sich auf unsere Stärken zu besinnen", betonte Van der Bellen. Dazu gehöre auch die Neutralität, durch die Österreich dazu beigetragen habe, Wohlstand und Frieden in der Welt zu sichern. "Lassen sie uns diese Geschichte gemeinsam weiterschreiben", so sein Appell an die Österreicher. Man stehe vor riesigen Herausforderungen, "gehen wir sie an".

"FPÖ gefährdet Arbeitsplätze"

Kritik übte Van der Bellen an der Warnung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor einem Bürgerkrieg: "Die FPÖ-Führung lässt wenige Gelegenheiten aus, Porzellan zu zerschlagen." Ein internationaler Investor würde wohl nicht in einem Land investieren, in dem angeblich ein Bürgerkrieg drohe, betonte der frühere Grünen-Chef. Strache gefährde somit Österreichs Wirtschaft und Arbeitsplätze.

"Unpassend, geradezu geschmacklos" findet Van der Bellen, dass sich sein freiheitlicher Kontrahent Norbert Hofer im Wahlkampf auf Gott bezieht. Das verletze die religiösen Gefühle tausender von Menschen in Österreich.

(Red.)

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