"Ein flauer Wahlkampf ist ungünstig für Hofer"

"Ein flauer Wahlkampf ist ungünstig für Hofer"
"Ein flauer Wahlkampf ist ungünstig für Hofer"APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Meinungsforscher erwarten, dass die heiße Phase des Hofburg-Wahlkampfs erst mit den TV-Duellen beginnt.

Die Meinungsforscher rechnen damit, dass der Bundespräsidentschaftswahlkampf erst mit den TV-Duellen der Kandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer richtig Fahrt aufnehmen wird. Derzeit sehen die Experten die Kampagnen eher dahinplätschern. Entscheidend werde vor allem die Frage der Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft sein.

Vorteile auf der einen oder anderen Seite machen die Experten derzeit keine aus. Die Positionen seien so weit bezogen, daher gebe es inhaltlich derzeit auch keine neuen Inputs. An der Einschätzung, dass der Urnengang erneut recht knapp ausgehen könnte, hielten die Polit-Experten auch vier Wochen vor der Wahl fest.

Auffallend sei, dass es derzeit keine direkten Konfrontationen zwischen den beiden Kandidaten gibt, sagte Wolfgang Bachmayer (OGM). Dies könne durchaus Van der Bellen von Nutzen sein; offenbar suche der ehemalige Grünen-Chef - dem Amt des Präsidenten entsprechend - keine Auseinandersetzung.

"Freiheitliche Wähler gehen dann wählen, wenn es um etwas geht"

Hofer müsste hingegen seine Wählerschaft mobilisieren: "Freiheitliche Wähler gehen dann wählen, wenn es um etwas geht" - wenn es knapp ist, es Grund für Aufregung oder Protest gebe, so Bachmayer. "Ein flauer Wahlkampf ist ungünstig für Hofer", sagte der OGM-Chef. Denn Hofers Wähler würden nach einem lauen Wahlkampf eher zuhause bleiben als jene von Van der Bellen.

Auch für Peter Hajek (Public Opinion Strategies) ist die Mobilisierung der eigenen Klientel die entscheidende Frage für die beiden Kandidaten. Diese werde aber erst knapp vor der Wahl richtig beginnen: "Mit den TV-Debatten wird die Mobilisierung wieder anschlagen - da wird den Menschen in Erinnerungen kommen: 'Wir haben eine Wahl'", so Hajek. Die TV-Duelle starten mit der Debatte bei Puls 4 am 20. November, jenes auf ATV folgt am 27. November und im ORF treffen die Kontrahenten erst drei Tage vor der Wahl (am 1. Dezember) aufeinander.

Dass der Wahlkampf erst an Fahrt aufnehmen wird, glaubt auch der Politberater Thomas Hofer. Er rechnet damit, dass es bereits kommende Woche nach der US-Wahl soweit sein wird - den Höhepunkt sieht aber auch er in den TV-Duellen Ende November bzw. Anfang Dezember.

"TV-Duelle sind der entscheidende Faktor"

Hajek glaubt, dass die Fernseh-Debatten auf die Wahl am 4. Dezember mehr Einfluss haben werden als bei anderen Urnengängen. Es werde für die Kandidaten darum gehen, im Sinne der Mobilisierung noch einmal ein Thema zu bringen, das einen Erfolg sichert. Dies könnte beispielsweise eine neue Positionierung zu einem aktuellen Thema sein oder der Versuch, den Mitbewerber an einer "offenen Flanke" zu treffen, so der Experte. Auch Hofer ist dieser Meinung: "Die TV-Duelle sind der entscheidende Faktor." Er erwartet sich allerdings etwas weniger harte Auseinandersetzungen als bei den vorangegangen Zusammentreffen.

Wenig bis keine Auswirkungen haben werden laut den Experten die jüngsten von anderen FPÖ-Protagonisten verursachten Aufreger - etwa die Warnung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor einem möglicherweise drohenden Bürgerkriegsszenario oder der Auftritt von Generalsekretär Herbert Kickl bei dem rechten Kongress der selbst ernannten "Verteidiger Europas" in Linz. Erstens würden diese Ereignisse in der breiten Wählerschaft kaum wahrgenommen, außerdem werde dies bis zum Wahltag wieder in Vergessenheit geraten.

Hofer sieht den "Bürgerkriegs"-Sager Straches zwar als strategisch "nicht das geschickteste" an, derartige Aussagen werden seiner Einschätzung nach aber nicht entscheidend sein. Hajek ordnet dies weniger in die Kategorie Präsidentschaftswahlkampf ein, sondern vielmehr schon als Versuch der FPÖ, sich für den heraufdräuenden Nationalratswahlkampf zu positionieren.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.