Wahlkampffinale: Norbert Hofer will "den alten Staub abschütteln"

Norbert Hofer beim Wahlkampffinale
Norbert Hofer beim WahlkampffinaleAPA/HANS KLAUS TECHT
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FPÖ-Chef Strache lobte seinen Hofburg-Kandidaten als leidenschaftlichen Österreicher und Europäer, der "die Herzen der Menschen" gewinnen werde. Hofer dankte für die "unglaubliche" Zeit.

„Deine Heimat braucht dich jetzt“. Ein Plakat mit diesen Worten bildete den Hintergrund der Bühne, von der aus der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache am Freitag in der Wiener Börse den Wahlkampfabschluss begingen. Strache machte – nach einem kurzen musikalischen Intermezzo eines Kärntner Männersextetts – den Anfang. Er begrüßte zunächst die (rund 400) Gäste und Ehrengäste, darunter Norbert van Handel, Ordenschef (Prokurator) des St. Georgs-Orden, in dem auch Hofer Mitglied ist.

Alleine mit der Länge des Wahlkampfes sei Geschichte geschrieben worden, meinte Strache dann. Er erinnerte an Hofers Nominierung zum Hofburg-Kandidaten im Jänner, seinen Sieg im ersten Wahlgang, seinem zweiten Platz bei der ersten Stichwahl, an die Aufhebung und Annullierung der Stichwahl sowie „Klebergate“. Geschichte sei aber auch deshalb geschrieben worden, weil das erste Mal „eine Person aus unseren Reihen zum Bundespräsidenten gewählt werden wird“. Er, Strache, sei sich sicher, „dass du, lieber Norbert, am Sonntag die Herzen der Menschen gewinnen wirst“.

Norbert Hofer, ein leidenschaftlicher Europäer

Die FPÖ sei eine positive Partei und habe den Wahlkampf positiv geführt. „Uns interessiert nicht, was gegen den anderen Kandidaten spricht – und da würde vieles dagegen sprechen“, sondern es interessiere, was für Hofer spricht, meinte Strache. Er verwies auf Hofers schweren Paragleitunfall und der Rehabilitation „dieser Ausnahmepersönlichkeit“, die „im wahrsten Sinne des Wortes mit beiden Beinen im Leben steht“. Hofer habe als Dritter Nationalratspräsident seine Überparteilichkeit gezeigt und werde sie als Staatsoberhaupt unter Beweis stellen.

Hofer sei nicht nur ein „leidenschaftlicher Österreicher“, sondern auch ein solcher Europäer, betonte Strache. Denn er habe gute Kontakte und vertrete die Interessen der Republik im Ausland. Er werde für ein Europa kämpfen, „das nicht nur ein Friedens-, sondern auch ein Freiheitsprojekt sein soll“. Außerdem sei Hofer ein Sozialpolitiker und Umweltschützer, der sich gegen eine unverantwortliche Einwanderungspolitik stelle, zählte der Parteiobmann weiter die Vorzüge des 45-Jährigen auf. Hofer sei ein „Politiker der Zukunft“, ein „unglaublich herzlicher Mensch“, schloss Strache seine Rede, um dann Hofer selbst die Bühne zu überlassen. 

Hofer will "den alten Staub abschütteln"

Vor eineinhalb Jahren habe Strache zu ihm gesagt, ihn sichtbar machen zu wollen, vor zehn Monaten sei die Rede auf die Kandidatur als Hofburg-Kandidaten gekommen, begann Hofer seine Rede. Anfangs seien die Umfragen bei acht Prozent gelegen, nun stehe man in der Stichwahl – eine „unglaubliche“ Zeit. Er habe viel gesehen und habe erkannt, „dass der alte Staub abgeschüttelt“ werden müsse. Es habe viel zu lange eine Politik der Umverteilung gegeben, „Leistung war nichts wert“, meinte Hofer. „Da will ich den Finger in die Wunde legen.“

Dann kam der Freiheitliche auf seine Frau Verena zu sprechen. Sie liebe ihren Beruf als Altenpflegerin, meinte Hofer und schilderte ein paar ihrer beruflichen Erlebnissen, um letztlich auf das Gesundheitswesen überzuleiten: „Heute gibt es eine Medizin mit ganz vielen Klassen, Studenten, die ihr Studium abschließen, wollen nicht hier bleiben“, prophezeite er einen (Haus-)Ärztemangel. Ein Dorn im Auge war Hofer auch die Steuerlandschaft. Er sei für eine Umverteilung, „wir können Steuern senken“. Schließlich gab es eine Spitze für Hofers Kontrahenten Alexander Van der Bellen, dieser habe in einem Buch geschrieben, sich mit einer Tracht „nicht verkleiden“ zu wollen. Im Wahlkampf habe er dann aber trotzdem Tracht getragen. „Das ist unehrlich“, befand Hofer. Eine weitere Spitze gegen den 72-Jährigen folgte beim Thema Amtsverständnis: „Ich werde immer das Wahlergebnis zur Kenntnis nehmen“, den Obmann der stärksten Partei mit der Regierungsbildung beauftragen. „Und ich werde auch nicht einem Kanzler sagen: Diese Person aus deinem Team gefällt mir nicht.“ Außer: Wenn sich jemand etwas, wie eine Verurteilung, zu schulden kommen lassen habe.

Zuletzt wiederholte Hofer in seiner Rede seine bekannten Positionen: Er plädierte für sichere Zonen in Nordafrika, wo Asylverfahren durchgeführt werden und von wo aus die Menschen nach Europa kommen, wo sie „Schutz auf Zeit“ genießen - so lange, bis die Bedrohungen in ihrer Heimat beseitigt sind. Zuwandern sollten im Gegensatz jene, die man brauche, wie beispielsweise Köche. Weiters wolle Hofer die EU „weiterentwickeln“, aber kein Brüsseler Zentralorgan („Ich will nicht Landeshauptmann von Österreich werden“). Sein Fazit: „Wir müssen die Politiker austauschen.“ Folglich seien sie mit jenen zu ersetzen, „die zuhören wollen, die arbeiten wollen – so ein Präsident will ich sein“.

(hell)

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