4. Dezember: Vierter Anlauf, vier TV-Duelle und 24 Lügen

THEMENBILD: BP-WAHL /  BUNDESPR�SIDENT
THEMENBILD: BP-WAHL / BUNDESPR�SIDENT(c) APA/BARBARA GINDL
  • Drucken

Österreich wird seit elf Monaten von einer einzigen Wahl in Atem gehalten: Die Geschichte einer außergewöhnlichen Kür des Staatsoberhauptes in Form von Zahlen.

0 Interesse hatte die Mehrheit der Österreicher wohl nach dem Urnengang am 24. April und der Stichwahl am 22. Mai im heurigen Jahr noch einmal zur Urne zu schreiten. Doch der Verfassungsgerichtshof hob die Stichwahl auf Antrag der FPÖ auf. Wahl Nummer drei sollte eigentlich am 2. Oktober stattfinden. Eigentlich. Dann traten die Klebstoffprobleme auf. Der nötige vierte Anlauf wird nun am morgigen Sonntag folgen.


11 Monate Bundespräsidentschaftswahlkampf gehen nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für die beiden Kandidaten, Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer, zu Ende. Tausende Hände wurden geschüttelt, Hunderte Interviews gegeben, und allein vor der morgigen Wahl gab es vier Duelle vor laufenden Kameras. Die letzte, ungewohnt ruppige Diskussion war am Donnerstagabend zu sehen (siehe 24). Das Interesse der Zuseher an den Duellen war zwar hoch, im Vergleich zu den vorangegangenen Wahlen aber merkbar zurückgegangen.

17Uhr ist die magische Marke – um diese Uhrzeit schließen die letzten Wahllokale (jene in Wien und Innsbruck). Bis dahin ist die Weitergabe von Resultaten verboten. Das schließt diesmal auch Meinungsforscher und Medien mit ein. Auch sie dürfen vorab nicht informiert werden. Das hat der VfGH klargestellt. Erste Hochrechnungen wird es nicht vor 17.10 Uhr und 17.15 Uhr geben.

24Mal hat Norbert Hofer im letzten TV-Duell vor der Wahl am Donnerstagabend im ORF von „Lüge“ gesprochen. Das geht aus einer Analyse von APA-DeFacto hervor. Van der Bellen war da zurückhaltender. Nur drei Mal verwendete er derartige Wörter.


26.Jänner 2017: Ab diesem Tag wird es wieder einen Bundespräsidenten geben. Die Geschäfte führen seit 8. Juli die drei Nationalratspräsidenten. FPÖ-Kandidat Hofer ist als Dritter Nationalratspräsident derzeit also so etwas wie Drittelpräsident.

72,65Prozent betrug die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl im Mai. Meinungsforscher gehen nun von einer niedrigeren Beteiligung aus. Ausschlaggebend dürfte neben der sich breitmachenden allgemeinen Wahlmüdigkeit der ungünstige Termin am zweiten Adventsonntag sein.


89Jahre ist Gertude alt. Jene Holocaust-Überlebende, die mit ihrem Video für Van der Bellen, in dem sie vor der FPÖ warnt, auch international für Aufsehen sorgte. Zeitungen wie der „NY Times“ war das Video, das mehr als 3,2 Mio. Mal angeklickt wurde, eine Erwähnung wert (siehe 1,26 Mio.).

17.065Wahlberechtigte gibt es nun mehr als noch am 22. Mai. Ein Plus von 0,27 Prozent. Das liegt daran, dass durch die Aktualisierung der Wählerverzeichnisse die Jugendlichen, die zwischen 24. April und 4. Dezember ihren 16. Geburtstag feierten, einbezogen wurden. Das macht ein Plus von 45.600 Personen. Hinzu kommen 3400 frisch Eingebürgerte. Gleichzeitig wurden 45.000 Verstorbene aus den Verzeichnissen gestrichen. Einen großen Zuwachs gab es bei den Auslandsösterreichern, die sich in die Wählerevidenz haben eintragen lassen: Es sind im Ausland also 56.539 Österreicher, und damit um 13.709 zusätzlich wahlberechtigt. Insgesamt gibt es 6,4 Millionen Wahlberechtigte. Darunter mehr Frauen (3.309.645) als Männer (3.089.927).

30.863Stimmen machten bei der Stichwahl im Mai den Unterschied zugunsten Van der Bellens aus. Entscheidend waren die Wahlkarten.

708.185Wahlkarten wurden dieses Mal, wie gestern bekannt wurde, beantragt. Das sind um 20,2 Prozent weniger als bei der Stichwahl im Mai. Gegenüber der Wahl im April wurden jetzt aber um 10,31 Prozent mehr Wahlkarten bestellt – und das, obwohl die Wahlkarten Hauptgrund für Wiederholung und Verschiebung waren. Die Wahlkarten könnten jedenfalls auch jetzt Zünglein an der Waage sein.

1,26 Mio. Facebook-Aktionen(Likes, Shares, Kommentare) hat Hofer laut dem Start-up Storyclash seit der Aufhebung des zweiten Wahlgangs gesetzt. Er war ein bisschen aktiver als Van der Bellen (1,22 Millionen Aktivitäten). Damit zählt dieser Wahlkampf zu den am stärksten online ausgetragenen.

6/7 Mio. Euro sind die Wahlkampfbudgets von Hofer bzw. Van der Bellen schwer. Die FPÖ hat laut eigenen Angaben für den ersten Wahlgang und die bereits erfolgte Stichwahl 3,3 Mio. Euro ausgegeben. Nun kamen 2,6 Millionen dazu. Van der Bellen hat zuerst 3,6 Millionen und dann noch einmal 3,5 Millionen Euro bekommen.


15 Mio. Euro kostet die Wahlwiederholung bzw. die Verschiebung laut Innenministerium die Steuerzahler zusätzlich. Mindestens. Endgültige Zahlen folgen erst nach der Wahl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Van der Bellen und Häipl
Home

Van der Bellen mit Bundeshymne, Blasmusik und Häupl

Aufgeräumt und gut gelaunt begeht Alexander Van der Bellen in Wien seinen Wahlkampfabschluss. Einmal mehr warnt er vor der "blauen Republik". Unterstützung bekommt er von Überraschungsgast Michael Häupl.
Norbert Hofer beim Wahlkampffinale
Politik

Wahlkampffinale: Norbert Hofer will "den alten Staub abschütteln"

FPÖ-Chef Strache lobte seinen Hofburg-Kandidaten als leidenschaftlichen Österreicher und Europäer, der "die Herzen der Menschen" gewinnen werde. Hofer dankte für die "unglaubliche" Zeit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.