Was weniger Briefwähler für die Wahl bedeuten

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THEMENBILD: BP-WAHL / WAHLKARTENAPA/HERBERT NEUBAUER
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Für die heutige Präsidentschaftswahl wurden 20 Prozent weniger Wahlkarten beantragt. Das könnte Hofer helfen. Muss es aber nicht.

Wien. Beide Hofburg-Kandidaten zeigten sich kurz vor der heutigen Präsidentschaftswahl noch einmal in betont staatstragender Manier: In ihren Videos versuchen sowohl Alexander Van der Bellen als auch Norbert Hofer (FPÖ) in präsidialem Stil, die letzten Unentschlossenen zu mobilisieren.

Für einen Sieg wird Van der Bellen diesmal vermutlich mehr Stimmen an den Urnen brauchen. Denn es wird weniger Briefwähler geben. Und genau die haben Van der Bellen bei der aufgehobenen Stichwahl den Sieg gesichert. Damals war im Sonntagabend verkündeten Urnenwahl-Ergebnis Hofer mit 51,93 Prozent Erster. Nach Auszählung der Briefwahl am Montag lag aber Van der Bellen mit 50,35 Prozent vorn. Diesmal wurden um 20 Prozent weniger Wahlkarten beantragt. Die ARGE Wahlen schätzt deshalb, dass es nicht mehr 740.000, sondern nur rund 592.000 Briefwähler geben wird.

Verteilen sich ihre Stimmen ähnlich wie im Mai, würden – so die Simulation von ARGE Wahlen – 226.490 auf Hofer und 365.510 auf Van der Bellen entfallen. Rechnet man mit dem Urnenwahlergebnis von der aufgehobenen Wahl, dann hätte Hofer in Summe 2.164.242 Stimmen und 50,05 Prozent, Van der Bellen aber nur 2.160.310 Stimmen.

Es ist allerdings, so die Hochrechner, nicht unwahrscheinlich, dass Van der Bellen diesmal bei den Urnenwählern etwas besser abschneidet. Denn der Rückgang bei den Wahlkarten bedeutet nicht, dass all diese Wahlberechtigten nicht abstimmen. Es sei vielmehr zu erwarten, dass ein großer Teil von ihnen jetzt ins Wahllokal geht. Ist das Ergebnis knapp, heißt es also bis Montag oder sogar Dienstag warten.

Farage glaubt an Öxit. Abseits der Zahlenspiele hat am Tag vor der Wahl nicht wie erwartet die Anti-Hofer-Demo für Aufregung gesorgt. (Bei der fanden sich nur 100 bis 200 Demonstranten ein.) Sondern eine Aussage von Brexit-Wortführer und Ex-Ukip-Chef Nigel Farage. Der rechnet bei einem Hofer-Sieg nämlich mit einem EU-Austrittsreferendum in Österreich. Die FPÖ wies das vehement zurück. Van der Bellen sah sich dadurch bestärkt. Die Wahl sei ein Votum über ein gemeinsames Europa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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