Der neue Bundespräsident hofft, dass die Stichwahl diesmal nicht angefochten wird: "Aber wir müssen abwarten". Ein knappes Wahlergebnis sei jedenfalls nichts Ungewöhnliches.
Alexander Van der Bellen wird Österreichs neuer Bundespräsident, aber als "Herr Präsident" will er sich trotzdem noch nicht ansprechen lassen: "Noch sind 600.000 Stimmen auszuzählen, das würde ich mit dem gebotene Respekt abwarten, dann gibt es noch Einspruchsfristen. Endgültig werden wir das also in zehn Tagen oder so wissen", sagte Van der Bellen im Ö1-Morgenjournal. Ob er davon ausgehe, dass die Wahl diesmal nicht mehr angefochten wird? Er hoffe dies jedenfalls. "Ich glaube auch, dass für Herrn Hofer die zehn, elf Monate Wahlkampf anstrengend waren und fordernd, er hat alles gegeben, was er konnte. Ich glaube nicht, dass er die Wahl anfechten wird, aber wir müssen abwarten."
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Dass ihn fast fünfzig Prozent nicht gewählt haben, sieht Van der Bellen nicht als dramatisch: "Erstmal sollten wir am Teppich bleiben. Knappe Wahlergebnisse sind nichts Ungewöhnliches." Als Heinz Fischer zum ersten Mal gewählt wurde, sei sein Ergebnis gegen Benita Ferrero-Waldner ungefähr in der selben Größenordnung gewesen.
"Mit den Leuten reden"
Im Moment überwiege die Dankbarkeit gegenüber seinen Wählerinnen und Wählern, "die diesen Erfolg ermöglicht haben", sagte Van der Bellen und versprach, sich zu bemühen, die Argumente jener zu verstehen, "die mich nur mit Überwindung gewählt haben und jener, die mich nicht gewählt haben." Man müsse mit den Leuten reden und ihre Befürchtungen kennen, sei es um den Job, die Kinder in der Schule, die Sicherheit der Pensionen: "Das muss man alles ernst nehmen."
Bei der Bundesregierung will Van der Bellen in erster Linie darauf drängen, dass das Thema Arbeitsmarkt Priorität hat: "Die Arbeitslosigkeit ist viel zu hoch. Österreich hatte einmal die geringste Jugendarbeitslosigkeit in EU, da müssen wir wieder hin." Ob es bald vorgezogene Nationalratswahlen gebe, darauf wollte sich Van der Bellen nicht festlegen. Das zu beurteilen sei nicht seine Aufgabe: "Wenn der Nationalrat beschließt, dass Neuwahlen anzusetzen sind, dann werde ich das zur Kenntnis nehmen." Das "Ausdienen" einer Legislaturperiode habe aber aus seiner Sicht viel für sich hat.
Zur Angelobung eines möglichen FPÖ-Kanzlers nach der nächsten Wahl gab es von Van der Bellen kein kategorisches Nein, sondern eine ausweichende Antwort: "Jetzt warten wir mal ab, wann die Wahlen sind, welches Ergebnis sie bringen, und dann werde ich alles tun, eine Bundesregierung zu haben, die ihre pro-europäischen Aufgaben ernst nimmt, und die genau weiß, dass hunderttausende unserer Arbeitsplätze von dieser europäischen Integration abhängen."
Pressestatement "frühestens am Dienstag"
Laut einer Aussendung vom Wahlteams Van der Bellens, will der künftige Bundespräsident "frühestens morgen Dienstag, jedenfalls aber erst nach Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses durch den Innenminister ein Pressestatement abgeben".
(Red.)