Van der Bellen gewann 1,5 Millionen Wähler dazu

Sobotka und Van der Bellen
Sobotka und Van der Bellen(c) APA/Reuters
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Der Wahlsieger baut seinen Vorsprung durch die Stimmen der Briefwähler auf Norbert Hofer weiter aus - und rückt nahe an das Ergebnis von Kurt Waldheim heran.

Alexander Van der Bellen steht endgültig als neuer Bundespräsident fest. Mit der Auszählung der Briefwahl-Stimmen, die Dienstagvormittag abgeschlossen wurde, baute er den Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten Norbert Hofer noch einmal deutlich aus und kam auf knapp 54 Prozent. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) zeigte sich bei der Verkündung des Ergebnisses erfreut, dass der Urnengang "ordnungsgemäß, penibel und exzellent" abgelaufen sei. Folgerichtig gebe es auch keine Anzeichen für eine Anfechtung.

Bestätigt wurden von Sobotka die bereits zuvor bekannt gewordenen Zahlen. Demnach erreichte der frühere grüne Bundessprecher 53,79 Prozent, was 2,47 Millionen Stimmen entspricht. Den Freiheitlichen Hofer unterstützten 2,12 Millionen Wähler. Der Abstand lag bei knapp 350.000 Stimmen. Ohne Briefwahl war der Vorsprung Van der Bellens noch deutlich geringer, nämlich 51,7 gegen 48,3 Prozent. Nun baute Van der Bellen auf 53,79 Prozent aus, Hofer rutschte auf 46,21 Prozent ab.

Überhaupt viel enger ging es bei der ersten, vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Stichwahl der beiden Kandidaten am 22. Mai zu. Damals trennten Van der Bellen und Hofer überhaupt nur knapp 31.000 Stimmen.

Wahlbeteiligung bei 74,2 Prozent

Die Wahlbeteiligung beim Urnengang vom vergangenen Sonntag lag bei 74,2 Prozent und damit höher als bei den ersten beiden Durchgängen. Bei der Wahl am 24. April, als noch sechs Kandidaten zur Wahl standen, gingen 68,5 Prozent zur Wahl, bei der aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai 72,65 Prozent. Was die Bundesländer angeht, konnte Van der Bellen nunmehr beim dritten Wahlgang die Mehrheit überall außer im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark erobern. Seinen Bestwert erzielte er in Wien mit 65,7 Prozent.

Mit den 53,79 Prozent kommt Van der Bellen nahe an Kurt Waldheim (ÖVP) heran, dieser hatte 1986 mit 53,91 Prozent die Stichwahl gegen Kurt Steyrer (SPÖ) gewonnen. Überholt hat Van der Bellen Heinz Fischer (SPÖ), der bei seiner Erstwahl 2004 exakt 52,39 Prozent erhalten hatte, und Franz Jonas bei seiner zweiten Wahl im Jahr 1971, wo er im Duell Waldheim mit 52,78 Prozent schlug.

Van der Bellen gewann 1,5 Millionen Wähler dazu

In den siebeneinhalb Monaten Wahlgeschehen legte Van der Bellen eine beachtliche Aufholjagd hin: Es ist ihm gelungen, zwischen dem ersten Wahlgang im April  (Hofer gewann hier mit 35,05 Prozent, Van der Bellen kam auf 21,34 Prozent und damit auf 586.753 Stimmen weniger als Hofer) und der Stichwahl-Wiederholung mehr als 1,5 Millionen Wähler dazugewinnen - und einen Rückstand von 590.000 Stimmen in einen Vorsprung von fast 350.000 zu drehen. Hofer hat jetzt nur um 625.000 Wähler mehr als im April.

In der (aufgehobenen) Stichwahl am 22. Mai hielt sich Hofer bei den Urnenwählern weiter vorne. Im vorläufigen Endergebnis vom Wahlsonntag kam er auf 51,93 Prozent und 144.006 Stimmen mehr als Van der Bellen (48,07 Prozent). Dann kam der Briefwahlkrimi: Mit der Wahlkartenauszählung am Montag schmolz der Vorsprung des FPÖ-Kandidaten, am Ende des Tages war Van der Bellen gewählter Bundespräsident, mit 50,35 Prozent und 30.863 Stimmen Vorsprung. Das war der knappste Ausgang, den es je bei einer Bundespräsidentenwahl gegeben hatte.

Van der Bellen legte zwischen der aufgehobenen und der wiederholten Stichwahl noch einmal um 221.375 Stimmen zu - während Hofer 95.993 Wähler verlor.

(APA)

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