Deutschland: Jeder Dritte gibt auf

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Den freiwilligen Grundwehrdienst brechen viele ab, der Sozialdienst stößt auf großes Interesse.

Wien/Berlin/Apa/Dpa. Die deutsche Bundeswehr baut seit dem Aussetzen der Wehrpflicht auf die Anwerbung von Freiwilligen und hat dabei bisher ihr Minimalziel erreichen können: 5000 bis 15.000 Freiwillige sollten einen Wehrdienst von sieben bis 23 Monaten absolvieren. Mit 11.150 freiwilligen Grundwehrdienern lag man im Dezember 2012 im Plan.

Doch immer mehr Freiwillige brechen ihren Wehrdienst vorzeitig ab: Nach Angaben des Verteidigungsministeriums steigt nahezu jeder Dritte (30,4 Prozent) während der sechsmonatigen Probezeit aus. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat die hohe Abbrecherquote schon vor Monaten mit einer gewissen Naivität mancher Freiwilliger erklärt: „Einige Rekruten überrascht es offenbar, dass sie morgens mit geputzten Stiefeln zum Dienst erscheinen sollen, in einer Stube mit mehreren Soldaten schlafen oder dass sie nur in der Raucherpause rauchen dürfen.“

Einen Hinweis auf die Entwicklung in Österreich liefern diese Zahlen allerdings nicht. Im Gegensatz zu Deutschland sieht das Berufsheer-Modell keinen freiwilligen Grundwehrdienst vor, sondern voll bezahlte Zeitsoldaten, die für drei bis neun Jahre beim Heer bleiben. Und bei den Zeitsoldaten habe auch Deutschland genügend qualifizierte Kandidaten, sagt Verteidigungsminister Darabos.

Auf großes Interesse stößt in Deutschland der Bundesfreiwilligendienst, der Ersatz für den früheren Zivildienst. Laut Bundesfamilienministerium sind seit Anfang 2012 praktisch durchgehend alle 35.000 Plätze ausgebucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)

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