Kluft zwischen Jungen und Alten ist vielleicht geringer als angenommen

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Dass unter 30-Jährige mehrheitlich für ein Berufsheer stimmten, ist umstritten. Die Schwankungsbreite ist entscheidend.

Wien/J.n. Die Jungen konnten dem Berufsheer eher etwas abgewinnen als die Alten. Das steht nach der Volksbefragung am Sonntag jedenfalls fest. Allein: Wie die unter 30-Jährigen genau abgestimmt haben, darüber sind sich die Meinungsforscher nicht einig. Dabei schienen die von Sora für den ORF erhobenen Daten ein klares Bild zu liefern. Demnach sollen die unter 30-Jährigen – anders als alle anderen Altersgruppen – mehrheitlich für das Berufsheer gestimmt haben. Und zwar mit einer deutlichen Mehrheit von 63 Prozent. Die über 60-Jährigen haben laut Sora übrigens mit 71 Prozent für die Wehrpflicht gestimmt.

„Das ist völlig unvorstellbar“, heißt es seitens der Arge Wahlen, die sich auf Daten des Gfk-Instituts stützt. Die Arge Wahlen geht davon aus, dass die Wehrpflicht-Befürworter auch bei den jungen Wählern in der Mehrheit sind. Ihrer Umfrage zufolge stimmten die Jungen mit 55 Prozent für den Fortbestand der Wehrpflicht und damit gegen ein Profiheer. Das Peter-Hajek-Institut geht wiederum davon aus, dass die Hälfte der unter 30-Jährigen für die Beibehaltung der Wehrpflicht gestimmt hat. Welchen Zahlen kann man nun Vertrauen schenken?

Die größte Stichprobe liegt der Umfrage der Arge Wahlen zugrunde. Sie befragten 6000 Personen. An der Online-Befragung des Hajek-Instituts nahmen 1300 Personen teil. Das Sora-Institut stützt die Angaben auf eine Stichprobe von 1000 Befragten.

Schwankung bis zu zehn Prozentpunkten

Von allen Befragten fallen nur etwa 20 Prozent in die Gruppe der unter 30-Jährigen. Die Stichproben, auf die sich die Angaben zum Wahlverhalten der Jungen stützen, sind also gering. Das Hajek-Institut gibt dementsprechend eine Schwankungsbreite von 9,8Prozentpunkten an. Bei Sora sind es sogar zehn Prozentpunkte. Soll heißen: Die Zustimmung zum Berufsheer, die von Sora mit 63 Prozent angegeben wird, könnte auch bei nur 53 Prozent liegen.

Die geringere Schwankungsbreite würde zwar für die Zahlen der Arge Wahlen sprechen – und damit für ein Pro-Wehrpflicht-Votum der Jungen. Doch auch hier gibt es statistische Unschärfen. Die Daten für diese Umfrage wurden nämlich bereits im Dezember und Jänner erhoben und entsprechend gewichtet. Problem dabei: Sowohl Wahlbeteiligung als auch Wahlverhalten ließen sich nur schwer abschätzen. So haben sich in den letzten Tagen vor der Wahl noch verhältnismäßig viele junge Wähler dazu entschieden, für das Berufsheer zu stimmen. „Auch zeitaktuell zu sein, ist ein methodischer Vorteil“, sagt Günther Ogris vom Sora-Institut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2013)


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