Arbeitskosten: Frankreich wird wettbewerbsfähiger

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Seit Jahresbeginn hat sich Arbeit in Frankreich kaum verteuert - anders als in Deutschland und Österreich, wo die Anstiege der Arbeitskosten überdurchschnittlich waren.

Brüssel. Die wirtschaftliche Misere in der Eurozone wirkt sich auf die Arbeitskosten aus: Wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Montag vermeldete, hat sich Arbeit in den von der Krise besonders stark betroffenen Ländern Zypern, Spanien, Portugal und Slowenien verbilligt – den größten Rückgang verzeichnete dabei Slowenien mit minus 3,8 Prozent auf Jahressicht. In der Eurozone stiegen die Lohnkosten im selben Zeitraum um 1,6 Prozent, EU-weit belief sich das Plus auf 1,9 Prozent. In Österreich wurde Arbeit um 4,8 Prozent teurer.

Was den weiteren Verlauf der Krise anbelangt, gibt der Ländervergleich zwei Gründe zur Zuversicht und einen Grund zum Pessimismus. Optimistisch stimmen die Entwicklungen in Frankreich und Deutschland: Während die deutschen Arbeitskosten mit 3,9P rozent überdurchschnittlich stark geklettert sind, stagnierten die französischen Kosten mit einem Minizuwachs von gerade einmal 0,1Prozent. Bemerkenswert daran ist, dass ein Rückgang der Lohnnebenkosten – also eine Entlastung für die französischen Arbeitgeber – für diese Entwicklung verantwortlich war. Sollte der Trend anhalten, dann dürfte Frankreichs Wirtschaft über kurz oder lang den deutschen Weg einschlagen, denn das deutsche Export- und Beschäftigungswunder der vergangenen Jahre basierte nicht zuletzt auf Disziplin bei den Arbeitskosten.

Anders – und das ist der pessimistische Teil der Statistik – die Lage in Italien, wo die Arbeitskosten um 2,5 und die Lohnnebenkosten gar um 3,1 Prozent gestiegen sind. Und je teurer die Arbeit, desto weniger wettbewerbsfähig ist die italienische Wirtschaft – eine Entwicklung, die sich in hohen Arbeitslosenzahlen niederschlägt.

Apropos Arbeitslosigkeit: Trotz der miserablen konjunkturellen Großwetterlage sind EU-weit derzeit 1,7 Millionen Arbeitsplätze vakant. Um die Effizienz der Vermittlungsagenturen zu heben, will Beschäftigungskommissar László Andor den Erfahrungsaustausch zwischen den Arbeitsämtern auf EU-Ebene institutionalisieren. Sollten Rat und Europaparlament zustimmen, könnte das von Andor gestern vorgestellte Netzwerk ab 2014 geknüpft werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2013)

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