Beraterfirmen verdienen an Troika Millionen

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Krisengeldgeber engagierten Consultants für Reformprogramme.

Wien/Brüssel. In den Euro-Krisenländern erfreute sich die Troika noch nie großer Beliebtheit. Nun aber muss sich das internationale Kontrollgremium aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) selbst mit dem Vorwurf auseinandersetzen, nicht ordentlich zu haushalten: Die Geldgeber haben zur Evaluierung der Hilfsprogramme für Portugal, Griechenland, Irland, Spanien und Zypern private Finanzberater engagiert, die sich an den Aufträgen eine goldene Nase verdient haben sollen. Das schreibt der „Euobserver“. Recherchearbeiten von Journalisten aus mehreren Ländern brachten die Vorwürfe ans Licht.

Es sind nur einige wenige Unternehmen, die stets zum Zug kamen: Alvarez & Marsal, BlackRock, Oliver Wyman und Pimco. Insgesamt sollen sie an der Arbeit für die bisherigen Rettungsaktionen über 80 Millionen Euro verdient haben. Dass die Troika die Expertise von Beratungsfirmen in Anspruch nimmt, war bisher nicht bekannt. Dass die Aufträge in vielen Fällen ohne öffentliche Ausschreibung vergeben wurden, macht die Sache noch brisanter. Etwaige Interessenkonflikte aufgrund eines bestehenden Naheverhältnisses zu einem Finanzdienstleister oder Investmentfonds spielten bei der Vergabe keine Rolle, schreibt der „euobserver“.

Kritik auch im EU-Parlament

Damit aber nicht genug. Denn die von der Troika beauftragten Finanzconsultants beschäftigen auch noch Subunternehmen, bei denen es sich in den meisten Fällen um eines der großen Beratungsunternehmen handelt: Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers. Somit gebe es etwa ein Dutzend Firmen, die exklusiv über die Abwicklung von Hilfspaketen entscheiden, so der „euobserver“. Vor wenigen Wochen hatte schon der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments die Arbeit der Troika als „intransparent“ kritisiert. (aga)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2013)

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