Merkel, Brok und Bettel sprechen sich für den Luxemburger aus. Noch aber sind Überraschungen nicht ausgeschlossen, wie auch in Berlin hinter vorgehaltener Hand gesagt wird.
Wien. Die Anzeichen mehren sich, dass der ehemalige luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker Anfang März in Dublin zum Spitzenkandidaten der EVP-Fraktion gekürt wird. Das hofft auch der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok, wie er bei einem Wien-Besuch am Freitag verdeutlichte: Juncker sei der geeignetste Kandidat, so Brok.
Tags zuvor sprachen sich schon die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Junckers Nachfolger, der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel, überraschend deutlich für den ehemaligen Euro-Gruppen-Chef aus. „Es ist kein Geheimnis, dass ich ihm größere Sympathien entgegenbringe“, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. Die Entscheidung treffe aber nicht sie allein.
Findungsphase
Derzeit befänden sich die nationalen konservativen Parteien noch in der Findungsphase, so die Kanzlerin. Die CDU hofft aber, dass es keinen Gegenkandidaten zu Juncker geben wird. Er gilt auch wegen seiner Erfahrung als Vorsitzender der Euro-Gruppe von 2005 bis 2013 und seines vergleichsweise hohen Bekanntheitsgrads in Europa als geeigneter Kandidat. Aus CDU-Sicht wäre es ideal, wenn Juncker, der fließend Deutsch spricht, ein Gegengewicht zum SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz setzen könnte, der auch Spitzenkandidat aller sozialdemokratischen Parteien in Europa werden soll.
Noch aber sind Überraschungen nicht ausgeschlossen, wie auch in Berlin hinter vorgehaltener Hand gesagt wird. Gegen Juncker gibt es an mancher Stelle Ressentiments: Die Euro-Rettungspolitik hat dem Luxemburger nicht überall Sympathien eingebracht.
Mögliche Gegenkandidaten zu Juncker sind der französische Binnenmarktkommissar Michel Barnier und IWF-Chefin Christine Lagarde. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2014)