Hetze gegen Marokkaner wird zum Bumerang für Geert Wilders

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NETHERLANDS PARTIES PVV WILDERS(c) APA/EPA/BART MAAT (BART MAAT)
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Der PVV-Chef muss den Zerfall seiner Partei fürchten. Die Hetze gegen Marokkaner in den Niederlanden geht vielen ehemaligen Anhängern des Rechtspopulisten Geert Wilders zu weit.

Den Haag. Die Hetze gegen Marokkaner in den Niederlanden geht vielen ehemaligen Anhängern des Rechtspopulisten Geert Wilders zu weit: Nun hagelt es nicht nur Strafanzeigen gegen den blondierten Politiker, sondern viele Parteimitglieder distanzieren sich auch, treten aus der Freiheitspartei PVV aus oder legen ihr Mandat nieder.

Möglicherweise schaufelte sich Wilders also sein eigenes politisches Grab, als er seinen Anhängern bei einer Veranstaltung nach den Kommunalwahlen vergangene Woche zurief: „Wollt ihr mehr oder weniger Marokkaner?“ Durch die Antwort aus der Menge: „Weniger, weniger“ fühlte sich der PVV-Chef bestätigt. „Das organisieren wir dann“, sagte er noch.

Obwohl die pauschale Verunglimpfung einer Bevölkerungsgruppe im ganzen Land helle Empörung und einen Proteststurm auslöste, will Wilders sich bei den in den Niederlanden lebenden Marokkanern nicht entschuldigen oder seine Aussagen zurückzunehmen. „Ich habe nichts Verkehrtes gesagt“, so der Parteichef. Jeder wisse doch, dass er nur die kriminellen Marokkaner gemeint habe. Gesagt hat er das nicht.

Wilders hat nun sämtliche politischen Parteien der Niederlande gegen sich. Sie wollen nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten; die PVV ist in der politischen Arena völlig isoliert. Selbst der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, einst ein politischer und persönlicher Freund, distanziert sich von Wilders.

Chaos in der PVV vor EU-Wahl

In der Freiheitspartei herrscht zwei Monate vor der EU-Wahl nun das totale Chaos. Von den gerade erst gewählten acht PVV-Stadträten in der Amsterdamer Vorstadt Almere wollen sieben ihr Mandat niederlegen. Auch mindestens zwei PVV-Abgeordnete im Haager Parlament haben angekündigt, die Fraktion zu verlassen. Die PVV-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Laurence Stassen, will ebenfalls kein Mitglied der Wilders-Partei mehr sein. Die PVV beginnt zu zerfallen. Die Protestwelle gegen Wilders und seine Politik dagegen schwillt weiter an. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2014)

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