Schweiz: So viele Zuwanderer aus der EU wie noch nie

A Switzerland national flag flies in front of a building of Swiss drugmaker Novartis in Zurich
A Switzerland national flag flies in front of a building of Swiss drugmaker Novartis in ZurichREUTERS
  • Drucken

66.200 Personen wanderten 2013 in die Schweiz ein. Die Hälfte davon aus den EU-Krisenstaaten.

Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen wie noch nie dank der Personenfreizügigkeit mit der EU in die Schweiz gezogen. Unter dem Strich wanderten 66.200 Personen wegen des Abkommens ein, teilte das Schweizer Wirtschaftsministerium am Mittwoch in seinem Jahresbericht zum Personenfreizügigkeitsabkommen mit. Vor allem aus den EU-Krisenstaaten kommen mehr Leute in die Schweiz.

Der bisherige Höchststand bei der Nettozuwanderung war 2008 mit 61.200 Personen verzeichnet worden. Der Rekordwert für 2013 zeugt davon, dass sich die Wirtschaft in der Schweiz weiter vom Einbruch nach der Finanzkrise erholt hat, heißt es im zehnten Bericht zum EU-Schweiz-Abkommen.

Die Hälfte der Zuwanderer sei aus den Euro-Krisenstaaten gekommen. 15 Prozent der Zuzügler kämen aus Deutschland. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die EU-Zuwanderer entweder besonders gut (Hochschulabschluss) oder besonders schlecht (Pflichtschulabschluss) ausgebildet seien. 58 Prozent der Zuwanderer hätten einen Hochschulabschluss. Insgesamt seien die Zuwanderer heute deutlich besser qualifiziert als vor dem Inkrafttreten des Personenfreizügigkeitsabkommens im Jahr 2002.

Beziehungen zur EU in schwerer Krise

Im Februar hatten die Schweizer mit knapper Mehrheit für eine Volksinitiative der rechtsgerichteten Schweizerischen Volkspartei (SVP) zur Einschränkung der Personenfreizügigkeit gestimmt. Wegen des Votums befinden sich die Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz in einer schweren Krise. Brüssel pocht auf der Personenfreizügigkeit und droht mit einer Aufkündigung von anderen Abkommen, die Wirtschaftsliberalisierung und Bildungskooperation betreffen.

Zu Wochenbeginn beantragte Bern offiziell eine Anpassung des Personenfreizügigkeitsabkommens bei der Europäischen Union. Künftig will die Schweiz wieder Quoten einführen, um den Bevölkerungszuwachs einzubremsen.

Laut der Analyse des Wirtschaftsministeriums hat die Personenfreizügigkeit positive volkswirtschaftliche Auswirkungen gehabt. Der Zuzug aus den EU-Staaten habe sich nicht wesentlich auf die Arbeitslosigkeit ausgewirkt, die Löhne seien real gestiegen und die Sozialkassen würden von den jüngeren Zuzügler profitieren. Der Bericht nennt auch einige Verlierer: Unter Hochqualifizierten hat sich die Arbeitslosigkeit beispielsweise leicht erhöht, und ihre Löhne sind auch weniger stark gestiegen als bei anderen Gruppen. Zudem stiegen auch für die Arbeitslosenkasse die Kosten, weil mehr Menschen Ansprüche geltend machen konnten.

(APA/sda)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.